Die Titanic trifft mit ihrem neuen Titel mal wieder voll ins Schwarze. Und die Polizei von Taufkirchen in Bayern blamiert sich damit nach Kräften, weil sie es tatsächlich geschafft hat, die offensichtliche Satire nicht zu erkennen.
Archiv für den Monat November 2011
Schöne Nachricht: Island erkennt als erstes westeuropäisches Land den Staat Palästina an. Die Info stammt von Haaretz, denn unsere Medien schweigen sich dazu natürlich aus.
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Beate Zschäpe war wohl doch eine V-Frau. Das berichtet die Leipziger Volkszeitung:
Nach Informationen der Zeitung gibt es aus der Zeit zwischen 1998 und 2011 einen Hinweis, offenbar des thüringischen Landeskriminalamtes, wonach Frau Zschäpe staatlicherseits „gedeckt“ sei. Dahinter sollen sich Zuträgerleistungen aus der rechten Szene von Beate Zschäpe unter anderem auch für thüringische Sicherheitsbehörden verbergen. In dieser Zeit soll Beate Zschäpe fünf Alias-Namen verwendet haben. 2003 gab es darüberhinaus Kontakte zwischen der Justiz und Vertrauten von Beate Zschäpe, ob und wie sich die Abgetauchte zurück an die Öffentlichkeit begeben könne.
Offiziell wird das natürlich noch immer bestritten, aber der Hintergrund hat eine recht eindeutige Zusammenfassung der aktuell bekannten Fakten.
Die Historikerkommission zur Aufarbeitung der braunen BND-Wurzeln musste nicht tief graben: Noch im Jahr 2007 wurden dort Personalakten von BND-Mitarbeitern mit SS- oder Gestapo-Karrieren vernichtet. Gegen einige wurde nach 1945 sogar wegen NS-Verbrechen ermittelt.
Thomas Stadler hat Neuigkeiten zum Bayerntrojaner: Die Software wurde mindestens in einem Fall auch nach dem Beschluss des Landgerichts Landshut mit der verbotenen Screenshot-Funktion weiter genutzt und die Anschaffung schlug mit sportlichen 400.000 Euro zu Buche.
Dazu passend hat der AK Vorrat heute einen „Leitfaden zum Datenzugriff“ (PDF) der Generalstaatsanwaltschaft München veröffentlicht, der zeigt, was für die Ermittler an Überwachungsmaßnahmen so alles möglich ist, und dass die rechtlichen Vorgaben dabei mitunter recht weit ausgelegt werden. Das ist nicht überraschend, aber in den Details interessant. Udo Vetter hat sich das Dokument auch schon vorgenommen.
A propos Modus Operandi: der Thüringer Verfassungsschutz hat ahnungslose TV-Journalisten über Tarnfirmen engagiert, um sich so Aufnahmen von Neonazis zur Auswertung zu beschaffen.
Der Castor ist nach fast 126 Stunden in Gorleben angekommen. Das war der bisher längste und mit rund 20 Mio. Euro teuerste Transport.
Und warum die Proteste trotz Atomausstieg noch immer wichtig sind, bringen ein paar Zahlen aus dem Kommentar eben in den Tagesthemen gut auf den Punkt: Während im neuen Bundeshaushalt erstmals wieder 3,5 Mio. Euro für die Suche nach einem neuen Endlager eingeplant sind, wurden die Mittel für eine weitere Erforschung von Gorleben auf rund 70 Mio. Euro verdreifacht!
(Sollte ich die Zahlen falsch erinnern, freue ich mich über einen Hinweis.)
Haben wir dem Verfassungsschutz vielleicht unrecht getan? Hat er die Schwarze Pest nun doch im Visier? Das hr-Magazin defacto hat zumindest einen Neonazi bei der Kasseler CDU gefunden, der offenbar entsprechende Qualifikationen mitbringt. Verräterisch ist der Modus Operandi:
Daniel B.s Vorgehen gleicht dem eines V-Mannes, der sich unerkannt einschleust. Nur dass Daniel B. den umgekehrten Weg ging: Er infiltrierte eine demokratische Partei.
Kleine Randnotiz: Der Mann war Schriftführer des CDU-Kreisverbandes im Stadtteil des ominösen Nazi-Verfassungsschutz-Anschlags von 2006.
(via)
Die ZEIT disqualifiziert sich gerade nachhaltig selbst: Erst verdingt sie sich als medialer Steigbügelhalter für Guttenbergs Comeback, dann glänzt sie durch unsportlichen Umgang mit der verdienten Kritik. In der Liste der meistkommentierten Artikel ist der viel und teils unfreundlich kommentierte Artikel jedenfalls nicht mehr zu finden. Und in den anderen Rubriken wohl auch nicht. Wenn wir da noch eine Erläuterung zu hören, wird man sicher bedauern, dass die Artikel da nach einer bestimmten Zeit automatisch rausfliegen.
Ein Highlight ist allerdings Guttenbergs „Erklärung“ für die beispiellose Ansammlung von Plagiaten:
Der grundlegende Fehler bei der Erstellung der Arbeit sei seine Arbeitsweise gewesen. „Ich war ein hektischer und unkoordinierter Sammler. Immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas zu meinem Thema passt, habe ich es ausgeschnitten oder kopiert oder auf Datenträgern sofort gespeichert oder direkt übersetzt.“ Auch aus dem Internet habe er Textstellen herausgezogen und abgespeichert. „Eigentlich war das eine Patchworkarbeit, die sich am Ende auf mindestens 80 Datenträger verteilt hat.“
Der größte Fehler sei gewesen, dass er den Zitaten- und Fußnotenapparat nicht gleichzeitig oder wenigstens zeitnah abgeschlossen habe, sagt Guttenberg. „Ich wusste offensichtlich später auch nicht mehr, an welchem Text ich selbst bereits gearbeitet hatte, welcher Text mein eigener und welcher möglicherweise ein Fremdtext war, insbesondere beim Zusammenfügen dieser Bruchstücke.“
(Danke, Mizgin)
Der US-Kriminologe Anthony D’Amato kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass es eine negative Korrelation zwischen der Verfügbarkeit von Pornographie und der Anzahl an Vergewaltigungen gibt. Und er folgert auch einen Kausalzusammenhang aus der Gegenüberstellung der jeweils vier US-Bundesstaaten mit der größten bzw. geringsten Internetverbreitung in denen die Vergewaltigungsrate zwischen 1980 und 2000 um 27% gesunken bzw. 53% gestiegen ist.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik belegt, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist – auch ohne Intimsphärenspeicherung und Online-Durchsuchung: Die mit 80% absolute Mehrheit aller Straftaten im Internet sind Betrugsdelikte, und die Aufklärungsquote der Internetkriminalität liegt mit 72% auch signifkant über der allgemeinen Aufklärungsquote von 56%. Die Fallzahlen der Verbreitung (kinder-)pornographischer Schriften sind zudem rückläufig. Ein rechtsfreier Raum sieht wahrlich anders aus.
Der australische Leierschwanz kann so ziemlich jedes Geräusch beeindruckend exakt nachsingen. Da können die Papageien dieser Welt einpacken…
Auch wenn es die Vertreter der beiden Amtskirchen immer wieder behaupten: Der „Datenreport 2011“ kommt zu dem Schluss, dass es in Deutschland keine Wiederkehr der Religionen gibt. Während die säkulare Weltanschauung in Ostdeutschland zwischen 1990 und 2008 stabil geblieben ist, schreitet in Westdeutschland die freiwillige Säkularisierung weiter voran.
Autsch! Die Piraten-Fraktion im Berliner Stadtparlament hat 252 Bewerber via E-Mail über das weitere Procedere des Auswahlverfahrens informiert und dabei die Empfänger-Adressen in Kopie (CC) gesetzt, statt die hierbei angebrachte Blindkopie (BCC) zu nutzen. So haben alle Bewerber erfahren, wer sich sonst noch so beworben hat, und ein Empfänger hat die Adressen auch gleich genutzt, um seine Werbebotschaft an den Mann zu bringen. So viel Transparenz darf dann doch nicht sein.
(via)
Wer erinnert sich nicht gern an die Offenbarungen von George W. Bush, die uns über versehentlich offen gelassene Mikrophone überliefert wurden. Die schönste war wohl:
Es ist unglaublich, dass ich gewonnen habe. Ich bin angetreten gegen Frieden, gegen Wohlstand und gegen die Verfassung.
Nun hat es auch Nikolas Sarkozy und Barack Obama beim G20-Gipfel erwischt, als sie sich über Benjamin Netanjahu unterhalten haben. Während Sarkozy ihn schlicht für einen Lügner hält, den er nicht ausstehen kann, beklagt Obama, dass er sich auch noch täglich mit ihm herumschlagen muss.
Und noch was Weltgeschichtliches: Die Palästinenser haben bei der UNO einen Fuß in der Tür und wurden von der UNESCO-Vollversammlung als Mitglied aufgenommen. Die USA reagieren mal wieder berechenbar und stellen die Zahlungen ein.