Gestern hat Wulff endlich seinem „Bedürfnis“ nachgegeben, sich persönlich zur Kreditaffäre zu äußern. Wie und warum er diesen Drang so lange unterdrücken konnte, sagt er nicht. Und auch sonst nicht viel Neues:

Aber was hat der Bundespräsident zur Sache gesagt? Hat er gesagt, es sei falsch gewesen, private Kredite anzunehmen? Es sei falsch gewesen, sich in luxuriöse Urlaubsdomizile einladen zu lassen? Nein. Das zeigt, dass Wulff nur die Hälfte verstanden hat. Er wird vielleicht in Zukunft vorsichtiger sein. Wirklich klüger ist er nicht.

Dabei gäbe es in der Sache durchaus Neues zu berichten. Zum Beispiel, warum er ebenfalls gestern seinen langjährigen Sprecher und Berater entlassen hat, oder über die Ablösung des umstrittenen Kredits zu Sonderkonditionen durch die BW-Bank.

Denn sie wissen genau, was sie tun: AWD-Maschmeyer hat Wulff nicht nur eine Anzeigen-Kampagne für dessen Buch „Besser die Wahrheit“ geschenkt, er hat die Rechnungen auch mehrfach umschreiben lassen. Und so wurden aus „Anzeigen“ dann „Beratungsleistungen“.

Derweil hat SPON mal zusammengefasst, wie sich Wulff in der Vergangenheit zu Verfehlungen seiner Kollegen geäußert hat.

Man musste schon unbeschreiblich naiv sein, um anzunehmen, dass der Tornado-Einsatz von Heilgendamm 2007 juristische Konsequenzen haben würde. Spannend sind in solchen Fällen eigentlich nur die Begründungen, warum das alles doch rechtens war. Und hier setzt das Schweriner Verwaltungsgericht neue Maßstäbe:

Das Verwaltungsgericht urteilte jetzt, die Beeinträchtigung sei zu gering gewesen. Zudem werde diese Grundrechtsverletzung voraussichtlich kein zweites Mal eintreten. Daher sollen die Tornadoflüge keine weitere juristischen Folgen haben.

Adblock Plus will künftig nicht-nervige Werbung durchlassen. Für mich geht das in Ordnung, weil ich  nichts gegen Werbung habe und das Addon nur als Selbstverteidigung gegen die schlimmen Auswüchse der Online-Werbung verstehe. Sachen wie animierte Banner mit unerwünschter Musik, überflüssige und langsame Skripte und am schlimmsten: Layer-Ads, die ein neues Fenster öffnen, wenn man sie schließen will.

Das Geld für Wulffs Privatkredit soll doch von Unternehmer Egon Geerkens gekommen sein und nicht von seiner Frau. Na, damit konnte ja wohl niemand rechnen.

Bei der Ausreichung des Darlehens sei laut dem Unternehmer eigens ein Weg gewählt worden, bei dem die Namen der Beteiligten nicht auftauchen sollten. […] Daher sei ein anonymer Bundesbankscheck ausgestellt und Wulff übermittelt worden, damit dieser ihn einlösen konnte.

FBD? Ob da wohl jemand bei enttäuschten Wählern der sich in Auflösung befindlichen FDP wildern will? Was Telepolis über die kurz vor der Gründung stehende „Wutbürgerpartei“ schreibt, klingt zumindest so:

Die Partei will sich ihrer Satzung nach für Bürgerrechte, Freiheit, politische Transparenz, Volksabstimmungen und Volksentscheide einsetzen.

Die „Freien Bürger Deutschland“ sehen sich selbst als konservative Partei, die Scientologen und Geheimbündler übrigens ausdrücklich ausschließt. Woran erkennt man die nochmal?

Als Christian Lindner gestern überraschenderweise von seinem Amt als FDP-Generalsekretär zurückgetreten ist, verkündete er nichtssagend, es sei der „Moment, in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen“. Wer nun befürchtet, die FDP würde endlich „liefern“ und einen ernsthaften Angriff auf die 5%-Hürde starten, kann beruhigt sein: Der eilends neu berufene General Patrick Döring muss sich zum Einstand gleich wegen Fahrerflucht verantworten und Silvana Koch-Merin klagt ihren Doktortitel ein. Feine Dynamik!

Wulff hat gerade Ärger wegen eines Privatkredits von 500.000 Euro von der Gattin eines Unternehmers, zu dem er wohl auch sonst enge Kontakte pflegte. Da lassen Spekulationen über eine mögliche Nachfolge natürlich nicht lange auf sich warten, und die Perspektive ist beängstigend:

Für den Fall des Falles wurde in Koalitionskreisen die derzeitige Mehrheit von CDU, CSU und FDP in der Bundesversammlung berechnet; Kandidat müsse dann Finanzminister Wolfgang Schäuble werden.

Es gibt ja so Meldungen, die will man umso weniger glauben, je häufiger man sie liest. Wenn zum Beispiel alkoholisierte Totfahrer Verkehrsminister oder Schwarzgeldvergesser Finanziminister werden. Und auch das hier gehört in diese Kategorie: Karl-Theodor zu Guttenberg wird Berater der EU für das Thema Internetfreiheit. Und was qualifiziert den Freiherrn – abgesehen von guten Beziehungen zu EU-Kommissarin Neelie Kroes, die „keine Heiligen, sondern Talente“ sucht – für diese Aufgabe?

„Ich habe persönlich die Macht des Internets erfahren“, so der Ex-Verteidigungsminister weiter.

Wer denkt sich sowas bloß aus? Seit Mohammed Attas Testament-im-Gepäck-Nummer scheinen es die Terroristen dieser Welt geradezu darauf anzulegen, dass niemand ihre Verlautbarungen findet, wenn sie denn Erfolg haben. So auch im Fall der Briefbombe an Ackermann:

Bei der Spurensicherung sei ein verstecktes, gerolltes Bekennerschreiben der „FAI – Federazione Anarchica Informale“ entdeckt worden, teilte das LKA am Donnerstag mit.