Gerade lese ich, dass das japanische Wirtschaftsministerium die Kosten für Fukushima auf 180 Mrd. Dollar erhöht hat. Das ist komisch, denn 2014 hatte tagesschau.de die Kosten in einer Gegenüberstellung mit anderen Unfällen bereits auf 260 Mrd. Dollar beziffert und die für Tschernobyl auf „nur“ 200 Mrd. Dollar.

Ich hätte ja gedacht, dass Tschernobyl schon alleine aufgrund der vergangenen Zeit bisher schon deutlich mehr gekostet hat. Andererseits besteht der Großteil der japanischen Kosten aus Entschädigungen, die es in Tschernobyl so vielleicht nicht gab. Weiß da jemand was Genaues?

Auch im AKW Biblis wurden Prüfungen vorgetäuscht

Nicht nur in Philippsburg, auch in Biblis wurden Sicherheitsprüfungen nicht durchgeführt, aber protokolliert, geht aus Rundfunkberichten hervor.

[Heise]

Ich musste bei der Meldung vor ein paar Tagen schon an Das China-Syndrom (1979) denken, wo es um nicht kontrollierte Schweißnähte und falsche Röntgenaufnahmen geht. Und hurgaman2 erinnert im Forum daran, dass genau dabei bereits in den 90ern in den AKW Brunsbüttel, Krümmel und Biblis beschissen wurde.

Wie sind wir eigentlich auf einen ernsten Störfall in einem unserer AKW vorbereitet?

Ein halbes Jahr hatten die Behörden Zeit, sich auf die Übung vorzubereiten. Trotzdem geht sie gründlich schief: Bund und Länder streiten sich über Kompetenzen, die Koordinierung der Beteiligten untereinander dauert viel zu lange, und dann gibt es auch noch technische Probleme bei den Telefonkonferenzen. Die Folge: Die Bevölkerung wird erst informiert, als die radioaktive Wolke in dem fiktiven Szenario schon Millionen Menschen erreicht hat.

(via Telepolis)

Gewinne privatisieren, Verluste vergemeinschaften – was für Banken gut ist, kann für die Atommafia nicht schlecht sein. Und so wollen E.On, RWE und EnBW ihre Atomkraftwerke jetzt gerne einer Stiftung zuführen, um sich um die Rückbaukosten zu drücken. Dass wir den Mist letztlich auf die eine oder andere Weise ohnehin zahlen, dürfte klar sein – aber das ist schon dreist. Auch Thema im Neusprechblog.

Bereits im Dezember 2010 veröffentlichte die Japanische Organisation für Nukleare Sicherheit einen Bericht zu den möglichen Folgen eines Tsunamis japanische Kernkraftwerke.

Unsere Analyse […] zeigt, dass ein Tsunami mit einer bestimmten Höhe (sieben Meter ohne Schutzmauer und etwa 15 Meter mit) oder höher mit annähernd 100prozentiger Wahrscheinlichkeit den Reaktorkern beschädigen würde. […] Wir nehmen an, dass ein Tsunami von mindestens sieben Meter Höhe eine Sewasserpumpe zerstören und ein Tsunami von mindestens 15 Meter Höhe Einrichtungen außerhalb des Reaktorgebäudes wie etwa Transformatoren zerstören würde.

Außerdem wird immer deutlicher, dass das Kraftwerk bereits durch das Erdbeben schwer beschädigt gewesen sein muss.

Was für ein Glück, dass wir die EU haben, die sich nach den erfolgreichen Stresstests der Banken nun die europäischen AKWs mal so richtig zur Brust nimmt:

Angeblich sollen nun auf Vorschlag der Vereinigung der Westeuropäischen Aufsichtsbehörden die Reaktoren nur noch „daraufhin überprüft werden, ob sie Naturkatastrophen wie Erdbeben, Flutwellen oder extremen Temperaturschwankungen standhalten“. Und wie üblich sollen offenbar auch bei den gefährlichen Atomkraftwerken die Böcke auch noch zum Gärtner gemacht werden, die immer wieder Störfälle in ihren Anlagen verschwiegen oder geschönt haben. Es sollen die Betreiber sein, die nun nur noch einen „Bericht zu möglichen Gefahren verfassen und an die Kommission senden“, berichtet die Zeitung weiter.

Andererseits fing Tschernobyl ja auch mit einem Stresstest an, nur werden wir das als Begründung sicherlich nicht hören.

Nun ist es offiziell: Fukushima wurde nach der INES-Skala in der höchsten Kategorie („Katastrophaler Unfall“) und damit nur vergleichbar mit Tschernobyl eingeordnet. Die International Nuclear Event Scale wurde in den 1990er Jahren nach dem Unfall in Tschernobyl eingeführt und kannte seitdem kein weiteres Ereignis der Stufe 7.

Update: Darüber hinaus dominieren naürlich die Unterschiede, was Reiner Metzger von der taz treffend kommentiert:

Fukushima ist also nicht Tschernobyl. Wir werden neue Bilder finden müssen für die Ruinen am Meer. Wir haben dafür noch viele Monate Zeit, denn so lange dauert es, bis die Reaktoren und die Abklingbecken abgedichtet sind. Wenn wir Glück haben.

Ein am Design der Anlage beteiligter Nuklearingenieur kommt anhand der offiziellen Daten für Reaktor 1 von Fukushima zu dem Schluss, dass nicht erst der Tsunami, sondern bereits das Erdbeben zum Ausfall des Kühlsystems geführt hat. Konkret vermutet er einen Rohrbruch am Reaktordruckbehälter als Auslöser des Ausfalls und nicht die Zerstörung der Notstromversorgung durch den Tsunami.

Und wer schon immer mal wissen wollte, was Tepco den Menschen zahlt, die da gerade die lebensgefährliche Drecksarbeit an den Reaktoren machen: 3.500 Euro pro Schicht für die besonders riskanten Tätigkeiten.

So sieht es aus, wenn eine AKW-Schicht ihre ganze Erfahrung ausspielt, um einem unvorhergesehenen Ereignis routiniert zu begegnen. Aufgenommen von einem Fernsehteam, das zufällig gerade im AKW Brokdorf drehte. Der Aufforderung von E.on, die Szene nicht zu veröffentlichen, ist der NDR zum Glück nicht nachgekommen.