Obama hat seine Bilanz noch ein wenig aufpoliert und Chelsea Manning begnadigt. Bravo! Julian Assange hatte für den Fall übrigens angekündigt, sich an die USA ausliefern zu lassen. Ich bin gespannt.

Was ich mich frage: Hätte er Snowden – Wille und Mut vorausgesetzt – auch begnadigen oder entlasten können? Denn gegen ihn gibt es ja kein Urteil.

Update: Assange möchte doch in der Botschaft bleiben. Verständlich. Hätte er den Mund nur nicht so voll genommen.

Gerade hat Obama in alter Präsidententradition wieder mal einen Truthahn medienwirksam vor seinem Ende als Thanksgiving-Braten gerettet. Und Ihr habt es Euch wahrscheinlich gedacht, das sind natürlich keine gewöhnlichen Truthähne.

Pardoned turkeys are bred from birth to be especially obese for the cameras. They’re sent through a rigorous media boot camp, preparing them for flashbulbs, large crowds, and stressful situations — and all the while, they’re treated like small, feathered kings. Then, as a result of their priming, they die at tender ages, a shadow of what they once were.

Die USA haben „vertrauenswürdige Informationen“ über den Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Klingt wie das Remake eines echten Klassikers, und das ist es auch. Natürlich mit neuer Besetzung, weil viele der damaligen Akteure entweder gar nicht mehr im Geschäft sind oder zumindest den Höhepunkt ihrer Karriere schon lange hinter sich haben.

Den Bösen mimt diesmal der Syrer Baschar al-Assad, der die Rolle etwas stiller anlegt und es leider nicht mit der charismatischen Darstellung seines Vorgänger aufnehmen kann.

Dafür ist den Produzenten aber bei der Besetzung von Assads Gegenspieler ein echter Coup gelungen, denn sie konnten mit Barack Obama einen Friedensnobelpreisträger verpflichten. Das gibt dem Sequel natürlich eine ganz andere Klasse, auch wenn dem ein oder anderen Fan der locker Texaner mit seinen humorigen Einlagen fehlen dürfte.

An der Handlung wurde etwas gefeilt: Während dem Iraker vor zehn Jahren nur vorgeworfen wurde Chemiewaffen zu besitzen, soll Assad nun sogar welche gegen die eigene, rebellische Bevölkerung eingesetzt haben! Da ist „die rote Linie“ natürlich überschritten, der Weltfrieden bedroht, und der Held muss eingreifen. Eine klassische Ausgangslage, das dürfte beim breiten Publikum gut ankommen.

Kritiker weisen aber auch auf Schwächen im Drehbuch hin. So wird bemängelt, dass Assads als eher unqualifiziert dargestellte Armee der Handlung viel Spannung nimmt. Ihren Giftgas-Angriffen sollen zum Beispiel in einem Jahr nur 150 Menschen zum Opfer gefallen sein, und da ist der politische Schaden weit größer als der militärische Nutzen. Weswegen auf Fan-Seiten bereits gewitzelt wird, da es sei doch wahrscheinlicher, die Rebellen selbst hätten das Gas eingesetzt.

Trotz einiger Schwächen dürfte „Die rote Linie“ aber ein großer Publikumserfolg werden, auch wenn darüber nicht alle glücklich sind. Fans von Obama befürchten, dass dadurch sein Projekt „PRISM“ weniger Aufmerksamkeit erfährt, obwohl es nach einhelliger Kritikermeinung sein bedeutenderes Werk ist.

Die USA haben von 2005 bis 2012 bei 2.400 Drohnen-Einsätzen rund 4.400 Menschen hingerichtet „gezielt getötet“. Und Friedensnobelpreisträger Obama hat daran sogar besonderen Gefallen gefunden:

Obama geht bei den „gezielten“ Tötungen viel weiter als Georg W. Bush. „Die Drohnen der CIA sind des Präsidenten persönliche Luftwaffe geworden und die Soldaten für Spezialeinsätze sind seine Privatarmee, die nun freie Hand haben, auch jenseits der offiziellen Kriegszonen ihren geheimen Geschäften nachzugehen“, kritisiert Tom Engelhardt im Magazin The Nation.

Wer erinnert sich nicht gern an die Offenbarungen von George W. Bush, die uns über versehentlich offen gelassene Mikrophone überliefert wurden. Die schönste war wohl:

Es ist unglaublich, dass ich gewonnen habe. Ich bin angetreten gegen Frieden, gegen Wohlstand und gegen die Verfassung.

Nun hat es auch Nikolas Sarkozy und Barack Obama beim G20-Gipfel erwischt, als sie sich über Benjamin Netanjahu unterhalten haben. Während Sarkozy ihn schlicht für einen Lügner hält, den er nicht ausstehen kann, beklagt Obama, dass er sich auch noch täglich mit ihm herumschlagen muss.