Gerade lese ich, dass das japanische Wirtschaftsministerium die Kosten für Fukushima auf 180 Mrd. Dollar erhöht hat. Das ist komisch, denn 2014 hatte tagesschau.de die Kosten in einer Gegenüberstellung mit anderen Unfällen bereits auf 260 Mrd. Dollar beziffert und die für Tschernobyl auf „nur“ 200 Mrd. Dollar.

Ich hätte ja gedacht, dass Tschernobyl schon alleine aufgrund der vergangenen Zeit bisher schon deutlich mehr gekostet hat. Andererseits besteht der Großteil der japanischen Kosten aus Entschädigungen, die es in Tschernobyl so vielleicht nicht gab. Weiß da jemand was Genaues?

Die 300 Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers, die neulich in Fukushima ausgelaufen sind, waren doch etwas stärker belastet, als bisher bekannt. Warum?

Nach Angaben eines Tepco-Sprechers hatten die Aufseher Messgeräte benutzt, die maximal 100 Millisievert erfassen können. Erst als sie neue Instrumente bekommen hätten, die bis zu 10.000 Millisievert reichten, sei die enorm erhöhte Strahlung aufgefallen.

Gemessen hat man jetzt 1.800 Millisievert. Und beim Versuch der Einordnung fiel mir auf, dass ich diese xkcd-Infografik zu Strahlendosen noch gar nicht verlinkt hatte.

Kürzlich gab das japanische Wissenschaftsministerium bekannt, dass als Folge von Fukushima 8% der japanischen Landmasse radioaktiv verseucht sind. Nun räumt Tepco wieder eine weitere Verteidigungslinie und gibt zu, dass sich der Kern des ersten Reaktors durch den Druckbehälter und 70 cm in den Beton des Containments gefressen hat. Warum es nur 70 cm sein durften, kann man sich hier ansehen.

Was kostet Fukushima? Nach Ansicht der japanischen Atomenergiekommission mindestens 74 Mrd. US-Dollar, zumindest wenn die Kosten für die Dekontaminierung nicht steigen und unter der kühnen Annahme, schon alle Folgen erfasst zu haben. Und so hat es natürlich auch nichts mit Fukushima zu tun, wenn jetzt in Teilen Tokios Radioaktivität knapp unter der Schwelle zur Evakuierung gemessen wird.

Die japanische Regierung verfolgt weiter ihre Salamitaktik und erklärt nun, dass es in den Reaktorblöcken 1-3 schon früh zur Kernschmelze gekommen ist. Außerdem wurde jetzt in einer etwa zwei Kilometer entfernten Stadt Plutonium gefunden, und die Angaben zur freigesetzten Radioaktivität wurden auch deutlich nach oben korrigiert: 770.000 Terabecquerel sollen es nun alleine in den ersten 5 Tagen gewesen sein.

Für aktuelle Infos zu Fukushima absolut empfehlenswert: Energy News.

Bereits im Dezember 2010 veröffentlichte die Japanische Organisation für Nukleare Sicherheit einen Bericht zu den möglichen Folgen eines Tsunamis japanische Kernkraftwerke.

Unsere Analyse […] zeigt, dass ein Tsunami mit einer bestimmten Höhe (sieben Meter ohne Schutzmauer und etwa 15 Meter mit) oder höher mit annähernd 100prozentiger Wahrscheinlichkeit den Reaktorkern beschädigen würde. […] Wir nehmen an, dass ein Tsunami von mindestens sieben Meter Höhe eine Sewasserpumpe zerstören und ein Tsunami von mindestens 15 Meter Höhe Einrichtungen außerhalb des Reaktorgebäudes wie etwa Transformatoren zerstören würde.

Außerdem wird immer deutlicher, dass das Kraftwerk bereits durch das Erdbeben schwer beschädigt gewesen sein muss.

Endlich Endlager gefunden. Man muss nur mal ein wenig über den Tellerrand bzw. die Landesgrenzen schauen und bereit sein, visionären Ansätzen zu folgen. Einen solchen hat Georg Erdmann, Präsident der Gesellschaft für Energiewissenschaft und Energiepolitik (GEE): Er will unseren Atommüll einfach in den ohnehin verstrahlten Gebieten um Tschernobyl oder Fukushima endlagern.

Nun ist es offiziell: Fukushima wurde nach der INES-Skala in der höchsten Kategorie („Katastrophaler Unfall“) und damit nur vergleichbar mit Tschernobyl eingeordnet. Die International Nuclear Event Scale wurde in den 1990er Jahren nach dem Unfall in Tschernobyl eingeführt und kannte seitdem kein weiteres Ereignis der Stufe 7.

Update: Darüber hinaus dominieren naürlich die Unterschiede, was Reiner Metzger von der taz treffend kommentiert:

Fukushima ist also nicht Tschernobyl. Wir werden neue Bilder finden müssen für die Ruinen am Meer. Wir haben dafür noch viele Monate Zeit, denn so lange dauert es, bis die Reaktoren und die Abklingbecken abgedichtet sind. Wenn wir Glück haben.

Ein am Design der Anlage beteiligter Nuklearingenieur kommt anhand der offiziellen Daten für Reaktor 1 von Fukushima zu dem Schluss, dass nicht erst der Tsunami, sondern bereits das Erdbeben zum Ausfall des Kühlsystems geführt hat. Konkret vermutet er einen Rohrbruch am Reaktordruckbehälter als Auslöser des Ausfalls und nicht die Zerstörung der Notstromversorgung durch den Tsunami.

Und wer schon immer mal wissen wollte, was Tepco den Menschen zahlt, die da gerade die lebensgefährliche Drecksarbeit an den Reaktoren machen: 3.500 Euro pro Schicht für die besonders riskanten Tätigkeiten.

Neues aus Fukushima – allerdings nichts Gutes: Nun hat man einen 20 cm langen Riss in der Reaktorwand entdeckt, durch den hochgradig radioaktives Wasser (>1000 mSv pro Stunde) ins Meer fließt. Dort wurden ja in den letzten Tagen schon stark erhöhte Strahlungen gemessen. SNAFU.

In einer interaktiven Grafik stellt Spiegel Online die veröffentlichten Informationen zum Status der einzelnen Reaktoren sehr detailliert dar.

Update: Fefe hat ein schockierendes Bild des Lecks in Reaktor 2 verlinkt. Mit aussickerndem Wasser hat allerdings nicht mehr viel zu tun.