Elsbeth Wallnöfer hat ein Buch mit dem Titel „Geraubte Tradition: Wie die Nazis unsere Kultur verfälschten“ geschrieben. Das klingt interessant, und im Telepolis-Interview erfahren wir zum Beispiel, dass wir das Wiesendirndl auch den Nazis verdanken:

Zunächst ging es darum, die Vorgängermodelle zu ent-katholisieren. Damit meinte man, sie von den geschlossenen Krägen zu befreien und die Arme frei legen zu müssen. Dabei führte sie, ich glaube schon auch bewusst dezent, gewissermaßen die erotisierte Tracht und Dirndl ein. Sie befreite die alte Kleidung von ihrem geschnürten, plumpen Ballast und schuf die bis heute so begehrte geschnürte und geknöpfte Taille, ein wahrhaft mädchenhaftes Blüschen.

Frontal21 hatte gerade ein interessantes Stück über die Blockade-Politik des Verfassungsschutzes gegen einen Historiker, der die rechte Vergangenheit des Dienstes erforschen will. Seinen Aussagen zufolge soll Kriegsverbrecher Klaus Barbie für die BRD nicht nur mit Waffen gehandelt haben, sondern bis 1979 auch am Aufbau der Neonazi-Szene in Deutschland beteiligt gewesen sein. Der Historiker heißt Peter Hammerschmidt, auf der Webseite von Frontal21 gibt es leider nichts zu dem Bericht.

Update: Mittlerweile gibt es den Beitrag in der Mediathek. Es kommt aber noch besser, denn in einem Freitag-Interview bringt Hammerschmidt auch noch die Gladio-Karte ins Spiel:

Die Forschungsergebnisse […] legen nahe, dass Barbie in Deutschland neofaschistische Strukturen organisierte und darüber hinaus zwischen 1978 und 1979 ausgewählte Neofaschisten für den politischen Umsturz in Bolivien rekrutierte. In den 1970er Jahren scheint Barbie in diesem Zusammenhang auch aktiv an der Organisation von Gladio-Strukturen beteiligt gewesen zu sein.

Der tödliche Schuss auf Benno Ohnesorg 1967 war wohl doch eher eine Hinrichtung als Notwehr. Neue Aufnahmen sollen zeigen, dass der Polizist Karl-Heinz Kurras, unbedrängt und umgeben von Kollegen, gezielt auf Ohnesorg geschossen hat. Dass die Polizisten sich anschließend gegenseitig deckten und Akten fälschten, überrascht dann nicht mehr. Das Verhalten des Krankenhauses in Moabit schon:

Dort entfernten Ärzte Schädelteile um das Einschussloch herum und nähten die Kopfhaut wieder zu. Im Totenschein ist als Todesursache angegeben: „Schädelverletzung durch stumpfe Gewalteinwirkung.“ Dies, so sagte jetzt der Arzt, der den Schein ausstellte, dem SPIEGEL, habe er „nicht aufgrund eigener Feststellungen, sondern auf Anweisung meines damaligen Chefs gemacht.“