Oups, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Annette Schavan hat sich seinerzeit auch zu den Plagiatsvorwürfen gegen Guttenberg eingelassen:

Als jemand, der vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.

Ein fast so schöner Boomerang wie Wulffs physische Leiden.

Es gibt ja so Meldungen, die will man umso weniger glauben, je häufiger man sie liest. Wenn zum Beispiel alkoholisierte Totfahrer Verkehrsminister oder Schwarzgeldvergesser Finanziminister werden. Und auch das hier gehört in diese Kategorie: Karl-Theodor zu Guttenberg wird Berater der EU für das Thema Internetfreiheit. Und was qualifiziert den Freiherrn – abgesehen von guten Beziehungen zu EU-Kommissarin Neelie Kroes, die „keine Heiligen, sondern Talente“ sucht – für diese Aufgabe?

„Ich habe persönlich die Macht des Internets erfahren“, so der Ex-Verteidigungsminister weiter.

Giovanni di Lorenzo hat sich inzwischen zu den Motiven für das Guttenberg-Interview geäußert:

Unter zwei Bedingungen habe ich Herders Vorschlag, das Interview zu führen, zugestimmt: dass es bei den politischen Themen keine inhaltliche Beschränkung geben dürfe und dass ein Vorabdruck in der ZEIT stattfindet – dem wichtigsten Motiv, mich auf das Projekt einzulassen.

Außerdem liest man da was von journalistischer „Distanz und Kritik“, wobei sich mir nicht erschließt, wie man einem KT damit ausgestattet solche Erklärungen durchgehen lassen kann. Und weil das alles nicht verfängt, versucht er dann am Ende den Schwarzen Peter loszuwerden und die Bedeutung der Hofberichterstattung herunterzuspielen, weil letztlich ja eh der Wähler entscheidet.

Jeder, der schon einmal einen Schulaufsatz verfasst hat, weiß, dass es unmöglich ist, unbewusst in den epischen Ausmaßen ab- und umzuschreiben, wie es Guttenberg in seiner Dissertation getan hat. Wenn man dennoch den Vorwurf des Vorsatzes entkräften will, muss man sich also schon etwas einfallen lassen, so wie Staatsanwaltschaft Hof:

Die Ermittler, so der „Spiegel“ weiter, können in Guttenbergs Handeln lediglich einen „Eventualvorsatz“ erkennen. Demnach hat es Guttenberg zumindest ernsthaft für möglich gehalten, beim Verfassen seiner Doktorarbeit zu täuschen und die Folgen seines Handelns auch in Kauf genommen. Bewusst getäuscht habe er aber nicht.

Beeindruckend oder? Und dabei hat er das Plagiieren vor seiner Doktorarbeit schon in einem Artikel geübt.

Ein Vergleich der Ergebnisse von GuttenPlag und VroniPlag bestätigt: Der Altmeister des Plagiats ist handwerklich nicht zu schlagen. Aber es gibt Neues von den „Germanys Next Guttenberg“-Kandidatinnen.

Veronica Saß will nötigenfalls klagen und die Aberkennung ihres Doktortitels durch die Uni Konstanz nicht so einfach hinnehmen. Das zeugt von Sportsgeist und könnte bei 40-seitigen wortwörtlichen Plagiaten und nicht gekennzeichneten Wikipedia-Zitaten ein lustiges Verfahren werden.

Silvana Koch-Mehrin hingegen führt ihren Titel noch, ist nun aber von all ihren Ämtern zurückgetreten und will nur noch ihren lukrativen Sitz im EU-Parlament behalten. Schöne Schlagzeile dazu: „Vorzeigefrau wird Hinterbänklerin„. Während ihre Mitgliedschaft im Präsidium der FDP eigentlich nur für deren Mitglieder oder ihre verwirrten Wählern relevant ist, zahlen wir so mit unseren Steuern ihre Diäten weiter.