Ein 101-jähriger Brite wurde wegen Kindesmissbrauch zu 13 Jahren Haft verurteilt. Und in Indien ist ein Mann mal mit 108 Jahren aus gesundheitlichen Gründen entlassen worden. 

Mir fallen bei uns zwar gerade keine älteren Angeklagten als die gut 90-jährigen Altnazis ein – und Mord verjährt ja eh nicht. Aber auch im oben genannten Fall wäre sowas bei uns denkbar. Die Verjährungsfrist für schweren Kindesmissbrauch beträgt nämlich 20 Jahre, beginnt aber erst mit dem 30. Geburtstag des Opfers. Und direkt altersabhängig ist die Hafttauglichkeit meines Wissens nicht. 

Religion der Nächstenliebe: In den USA soll ein christlicher Lehrer jahrelang einen Jugendlichen vergewaltigt haben, um ihn von seiner Homosexualität zu heilen:

„Er hat mich vergewaltigt, weil ich schwul war, und gesagt, so würde ich lernen, Männer zu hassen und mich zu verändern“, erklärte White gegenüber der LGBT-Zeitung „Washington Blade“. Der Lehrer arbeitet heute als Pfarrer.

(via Atheist Media Blog)

Volker ist mir schon länger nicht mehr durch religiotisches Kauderwelsch aufgefallen. Das holt er überzeugend nach: Wer im Namen einer Religion tötet, ist nicht gläubig. Andererseits hat die Idee auch ihren Charme: wenn wir die Weltreligionsgeschichte von all den Gläubigen, Propheten und auch Göttern befreien, die jetzt nicht mehr so zum Glauben passen – vielleicht wird’s ja dann endlich mal ein übersichtliches Reclam-Heftchen. Oder hießen die Pixi?

(Neu ist diese ebenso abenteuerliche wie unappetitliche Argumentation natürlich nicht. Erst kürzlich mussten wir zum Beispiel wieder lernen, dass auch Priester keine Priester sind während sie Kinder missbrauchen. Ich geh mich dann mal übergeben.)

In den Niederlanden wurden Tausende Mädchen Opfer von sexuellem Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche. Vom bemitleidenswerten Schicksal der Jungs wussten wir ja schon.

Aber viel, viel wichtiger ist natürlich die Frage: gibt’s schon was Neues von dem kleinen Schornstein auf dem Dach der Zentrale der Kinderfickersekte? Ich hab so lange keine Eilmeldung mehr bekommen und bin doch so schrecklich gespannt.

Nachdem mit einer Aufklärung der Missbrauchsskandale bei der Kinderficker-Sekte leider ohnehin nicht zu rechnen war, unterhält wenigstens deren Ende ein wenig:

Erst entzieht die Katholische Kirche dem Forschungsinstitut von Christian Pfeiffer den Auftrag mit dubiosen Hinweisen auf ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis und das Pfeiffersche Kommunikationsverhalten.

Der wiederum erklärt, dass Zensurversuche der Kirche für das Scheitern verantwortlich sind. Und auch wenn das natürlich zunächst völlig unvorstellbar klingt, wollten die Bischöfe offenbar gerne in einem neuen Vertrag regeln, dass Forschungsergebnisse nur mit schriftlicher Genehmigung veröffentlicht werden dürfen, dass man auch ein Wörtchen bei der Wahl der Mitarbeiter mitreden möchte. Oh, und das mit dem freien Zugang zu den Akten war auch nur ein bedauerliches Missverständnis.

Nun wäre eine Strategie für Kirche, die Vorwürfe durch eine Erklärung zu entkräften, warum man die neu vorgeschlagenen Regeln nicht für Zensur hält. Statt dessen hat man sich für einen zugegebenermaßen viel eleganteren Weg entschieden, die eigene Hilflosigkeit zu dokumentieren und reagiert auf die Zensurvorwürfe mit einer Unterlassungsklage!

Apropos:

Die Wissenschaftler haben ihre Autorität missbraucht, um die katholische Kirche an sehr intimen Dokumenten in Regensburg und München zu berühren. Ein Nein wollten sie bei ihren krankhaften Bemühungen, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, nicht akzeptieren.

Der US-amerikanische TV-Prediger Benedict Groeschel ist der Meinung, dass beim sexuellen Missbrauch oftmals die Jugendlichen die Verführer seien und die erste Tat eines Geistlichen deshalb auch nicht mit Gefängnis bestraft werden sollte. Nicht mehr ganz neu, aber so widerlich, dass ich es kurz notieren musste.

Sein Verstand sei nicht so klar gewesen wie gewöhnlich, versucht Groeschel sich nun zu rechtfertigen.

In Sachen Missbrauch sind wir ja mittlerweile leider einiges gewöhnt, und dennoch markiert das Horrorkloster Kremsmünster einen weiteren sehr traurigen Tiefpunkt. Als Drehbuch würde die Geschichte kein Mensch kaufen:

Das Benediktinerstift Kremsmünster war für Hunderte Klosterschüler bis in die neunziger Jahre die Hölle. An der Tagesordnung: systematische Gewaltexzesse, sexueller Missbrauch, emotionale Zermürbung. Ein pädophiler, schwer bewaffneter Mönch stand als Konviktsdirektor an der Spitze eines ­sadistischen Regimes.

Es ist schon toll, was man mit so einem auf Glauben und Religion geeichten “moralischen Kompass“ so alles vereinbaren kann: In den Niederlanden wurden in den 1950ern Jungen missbraucht und anschließend zur Behandlung ihrer angeblichen Homosexualität in psychiatrischen Kliniken der Kirche auch noch kastriert. Und der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche in Deutschland beschäftigt derweil in seinen Bistum sieben als pädophil aufgefallene Priester.