Einen Vorteil hat unser Kirchensteuer-System ja: die Kirchen können sich nicht so leicht Mitgliederzahlen ausdenken. Das ist in Norwegen anders.

Wegen Betrugsverdachts hat die norwegische Polizei am Donnerstag den Sitz der katholischen Kirche in Oslo durchsucht. Die Diözese von Oslo, die alle Kirchendaten verwaltet, soll über mehrere Jahre hinweg die Zahl der Kirchenmitglieder künstlich aufgebauscht und auf diese Weise unrechtmäßig Millionenzuschüsse des Staates eingestrichen haben.

Dass die Katholische Kirche viele ihrer Privilegien einem Vertrag mit den Nazis zu verdanken hat, ist wohl mittlerweile weithin bekannt. Dass daraus zum Beispiel die Finanzierung der Militärseelsorger abgeleitet wird, wusste ich auch. Was ich nicht wusste: Zum Reichskonkordat gab es ein geheimes Zusatzprotokoll für den Fall der Wiederaufrüstung und Mobilisierung Deutschlands. Das war 1933! Kirche und Widerstand im Dritten Reich bringen mich in Kombination ja immer wieder zum Lachen.

Die gottlosen Spanier und Italiener haben die Verträge ihrer faschistischen Regierungen mit dem Vatikan übrigens schon vor einiger Zeit revidiert. Leider nicht unbedingt unter Abschaffung der Privilegien.

Also mir wird er ja fehlen, der Tebartz. Nicht nur, weil wir mit ihm einen der profiliertesten Streiter für die Sache des Laizismus verlieren – er hat sogar während seiner Beurlaubung noch einen neuen Dienst-BMW bestellt – sondern auch, weil wir jetzt natürlich alle doppelt zahlen dürfen: seine Pension plus das Gehalt seines Nachfolgers in Limburg.

An dieser Stelle empfehle ich auch den Vortrag „Staat und Kirche“ von Ingrid Matthäus-Maier auf dem Deutschen Humanistentag 2013.

Papst Franz will seine Kirche reformieren und findet kritische Worte zum Kapitalismus. Der Postillon hat nachgehakt:

Gefragt, ob die Kapitalismuskritik von Papst Franziskus nun bedeute, die Katholische Kirche würde ihren gesamten Besitz im Wert von Hunderten von Billionen Euro veräußern und den Armen zugutekommen lassen, erklärte ein Vatikansprecher: „Natürlich nicht! Allerdings können wir nicht ausschließen, dass Franziskus weiterhin gelegentlich jugendlichen Straftätern publikumswirksam die Füße waschen wird.“

Ein dickes Lob an das fortschrittliche Kasseler Amtsgericht. Hier durfte ich nämlich schon vor Jahren für den Kirchenaustritt zahlen und wurde gleich vor GEZ-Methoden zur Erschleichung von Kirchensteuern gewarnt, weshalb ich die Bescheinigung gut aufheben sollte.

Ärger erspart einem das aber auch nicht unbedingt:

Selbst Geschädigte, die ihre Kirchenaustrittsurkunde aufbewahrt hatten, erhielten in diesen Fällen ihr Geld erst nach Androhung von Zivilklagen zurück.

Da hat wohl ein PR-Stratege die Säkularen als unterrepräsentierte Zielgruppe entdeckt. Die FDP im Norden will Ernst machen mit der Trennung von Kirche und Staat:

Keine Kirchensteuer-Erhebung durch die Finanzämter und keine Landeszuschüsse mehr, stattdessen Auf- und Ablösung der Kirchenstaatsverträge durch die Landesregierung, keine Sendezeit mehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ein Verbot aller religiösen Symbole in staatlichen Einrichtungen und nur noch den Rechtsstatus ähnlich dem eines Vereins: Das sind die Kernpunkte eines Antrags, den die Liberalen auf ihrem Parteitag am Sonnabend in Neumünster beschließen wollen.

Es gibt also doch einen guten Grund, in die Kirche zu gehen:

In der gestrigen PNP (Altötting-Teil) stand, dass ein GEMA-Vertreter gesagt hat, dass der Gemeindegesang nicht veröffentlichungspflichtig sei, da kein Publikum da sei, wenn alle mitsängen.

Wenn aber erst mal Publikum da ist, lässt sich die GEMA sicher nicht lange bitten. Und wenn sich dann GEMA und Kirche prügeln, kann es nur Gewinner geben.

Vor ein paar Tagen konnte man lesen, dass der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst erster Klasse nach Indien geflogen ist, um dort Hilfsprojekte zu besuchen. Außerdem liegt ihm die Heiligsprechung einer Ordensgründerin aus seinem Bistum sehr am Herzen, wofür er auf der Reise Beweise für ein durch sie gewirktes Wunder finden wollte.

Nun gab es dabei tatsächlich eine Art Wunder: Der Teufelskerl Geistliche hat es nämlich geschafft, erster Klasse zu fliegen, aber nur Business Class zu bezahlen. Pech für die Ordensgründerin: es gibt dafür eine weltliche Erklärung in Form von Bonusmeilen seines mitfliegenden Generalvikars. Gewulfft quasi.

Die SPD ist mehrheitlich gegen eine strikte Trennung von Kirche und Staat, erklärt Sigmar Gabriel. Daran interessierte Parteimitglieder dürfen sich deswegen auch nicht „Arbeitskreis der Laizistinnen und Laizisten“ in der SPD nennen. Da war die Verräterpartei in ihrem Heidelberger Programm von 1925 schon mal weiter:

Die öffentlichen Einrichtungen für Erziehung, Schulung, Bildung und Forschung sind weltlich. Jede öffentlich-rechtliche Einflußnahme von Kirche, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften auf diese Einrichtungen ist zu bekämpfen. Trennung von Staat und Kirche, Trennung von Schule und Kirche, weltliche Volks-, Berufs- und Hochschulen. Keine Aufwendung aus öffentlichen Mitteln für kirchliche und religiöse Zwecke.

Seufz.