In Nigeria wurden 50.000 Geisterbeamte von den Lohnlisten gestrichen, die zwar als Staatsbedienstete geführt und bezahlt wurden, aber nie zur Arbeit erschienen. 

Präsident Muhammadu Buhari scheint es mit dem Kampf gegen Korruption ernst zu meinen: Whistleblower aus dem Staatsdienst möchte er nicht nur unter besonderen Schutz stellen, sondern sogar belohnen. 

Auch Händler von Luxuslimousinen in der Wirtschaftsmetropole Lagos klagten über einbrechende Umsätze. Schlicht, weil einem Teil der Kunden nun veruntreute Ölgelder fehlen, die sie bis dahin in Luxusartikel investierten.

Nigeria ist der größte Ölexporteur Afrikas, aber 70% der Bevölkerung lebt unter dem Existenzminimum. Im Korruptionsindex 2015 von Transparency International belegte das Land Platz 136.

Die Panama Papers – ein Überblick

Die Panama Papers sind der größte Daten-Leak, der je von Journalisten bearbeitet wurde. 400 Journalisten von 100 Medien in 78 Ländern sind an der Aufarbeitung beteiligt. Federführung hat die Süddeutsche Zeitung, an die der Informant mit dem 2,6 Terrabyte großen Datensatz herangetreten war, der aus den Archiven des Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca stammt. Einen Hintergrund, wie es zum Leak kam, gibt es auf Tagesschau.de, einen guten einführenden Artikel beim Guardian. Im Kern geht es bei den Offshore-Geschäften mit den Briefkastenfirmen um Korruption und Steuerhinterziehung.

[Netzpolitik.org]

Mit Links zu den Übersichtsseiten der beteiligten Medien.

Bestechlichkeit: Ehemaliger NDR-Journalist zu Bewährungsstrafe verurteilt

Als langjähriger politischer Redakteur habe der Journalist den Auftraggebern vorgegaukelt, er könne ihnen Sendezeiten beschaffen. Dafür bezog der Angeklagte von 2005 bis 2010 den Angaben des Gerichts zufolge rund 360.000 Euro brutto.

[Spiegel Online]

Unter anderem vom Steuerzahlerbund und vom Bauernverband.

Aber wenn er dann für das Geld wirklich nichts getan hat, warum ist das denn keinem seiner Auftraggeber aufgefallen?

Anwendungsbeobachtungen: Unsinnige Studien, üppige Honorare für Ärzte

Die Pharmaindustrie zahlt jährlich etwa 100 Millionen Euro an Ärzte in Deutschland für die Mitarbeit an umstrittenen Studien. Etwa 17.000 Mediziner haben 2014 davon profitiert. Kritiker sprechen von einer Form legaler Korruption.

[tagesschau.de]

Zur Orientierung: 2014 gab es rund 365.000 berufstätige Ärzte in Deutschland.

Meinen letzten Hausarzt wechselte ich übrigens nach seiner Frage, ob es denn auch was Homöopathisches sein dürfe. Noch mal will ich nicht ….

Der Kaiser weiß: wir haben unsere Fußballer lieber dumm als kriminell.

Zu dem Vertrag mit Warner sagte Beckenbauer auch, er habe damals Tausende Briefe, Erklärungen und Vereinbarungen unterschrieben. „Ich habe immer alles einfach unterschrieben, ich habe sogar blanko unterschrieben.“ Die WM 2006 habe man aber nicht gekauft.

Das Bestechungsverfahren gegen Bernie Ecclestone wird gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar eingestellt. Ja ich weiß, das klingt nicht ganz koscher. Aber sein Anwalt beruhigt:

„Das ist kein Deal. Das hat mit Freikaufen nichts zu tun.“ Er hoffe, dass mit dem Entscheid des Gerichts jetzt auch das „Gerede und Geschreibe“, dass sich Ecclestone habe freikaufen können, ein Ende habe.

Ganz bestimmt. Nicht.

Wenn Sony als einer der FIFA-Hauptsponsoren schon öffentlich eine Aufklärung der Korruptionsvorwürfe um die WM 2022 in Katar fordert, dann werden die Ergebnisse sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen, oder?

FIFA-Chefermittler Michael Garcia will am Montag seine Untersuchungen abschließen und sechs Wochen später einen Bericht vorlegen – nach dem Finale der in wenigen Tagen beginnenden WM 2014 in Brasilien.

Zwei ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete haben von Krauss-Maffei Wegmann im Zusammenhang mit dubiosen Panzergeschäften in Griechenland mehr als fünf Millionen Euro an Honoraren erhalten.

Der Konzern hat vor Monaten erklärt, man habe „weder Bestechungsgelder gezahlt noch zahlen lassen“. Inzwischen äußert sich KMW gar nicht mehr.

(via >b’s weblog)

Ein ehemaliger griechischer Spitzenbeamter berichtet von den Korruptionspraktiken (unter anderem) deutscher Rüstungskonzerne:

Und natürlich sei er nicht der einzige gewesen, den die Rüstungsfirmen geschmiert hätten, erzählte Kantas. Einer der Firmenvertreter habe ihm gesagt, es werde „auf allen Ebenen der Hierarchie“ bestochen, bis hin zum jeweiligen Verteidigungsminister.

Was kostet eigentlich ein Fußballspiel? Im neuesten und bis dahin größten Wettskandal sind weltweit fast 700 Fußballspiele manipuliert worden. Das ging von Funktionären über Spieler bis hin zu Schiedsrichtern quer durch die Bank. Und dafür sollen Bestechungsgelder in Höhe von nur gut 2.000.000 Euro geflossen sein, das macht etwa 3.000 Euro pro Spiel. Irgendwie passt das für mich nicht.

Verteidigung des Tages: Nein, ich habe mich nicht bestechen lassen, ich bin nur zum Schein auf das Angebot eingegangen, um einen feindlichen Angentenring zu sprengen. Vorgetragen vom ehemaligen österreichischen Innenminister Ernst Strasser, der wegen Korruption trotzdem zu vier Jahren verurteilt wurde. Er hatte zwei verdeckt recherchierenden Journalisten die Einflussnahme auf EU-Gesetze für 100.000 Euro pro Jahr angeboten.

Gut, dass uns solche Peinlichkeiten erspart bleiben.

Deutschland hat die UN-Konvention gegen Abgeordnetenbestechung von 2003 noch immer nicht ratifiziert. So stehen wir nun zusammen mit Ländern wie Syrien oder Saudi-Arabien auf einer so kurzen Liste, dass es sogar der deutschen Wirtschaft peinlich ist und sie den Bundestag auf Änderung drängt. Nun, was könnte man da schon gegen haben?

Aus dem Büro von Volker Kauder hieß es gegenüber Telepolis, dass der Brief nichts an der bisherigen Positionierung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ändere – und die lehnt, wie auch die FDP, derzeit jede Verschärfung der Gesetze gegen Abgeordnetenbestechung ab. Voßhoff begründete diese Haltung im März im Bundestag damit, dass ein solches Gesetz im Wahlkampf missbraucht werden könnte, indem die Staatsanwaltschaft durch falsche Anzeigen zu Ermittlungen verpflichtet würde

Bitte!? Falsche Anzeigen? Mit der Argumentation müsste man gleich das ganze Strafgesetzbuch streichen und alle Ordnungswidrigkeiten noch dazu. Kommt aber noch besser, denn Kauders jüngerer Bruder Siegfried erklärt:

Wir brauchen keine Regelungen, die für das Parlament nicht passen und die auch eines Parlamentes unwürdig sind. Deswegen lassen Sie diese Diskussion bitte sein, sie führt nicht weiter.

Ich finde ja korrupte Abgeordnete eines Parlamentes viel unwürdiger, als ein Gesetz dagegen.

Update: Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages sah da auch schon vor vier Jahren Handlungsbedarf.