Gestern hat unser angehender Ex-Bundespräsident zur besten Sendezeit ARD und ZDF ein exklusives Interview gegeben. Viel Neues gab es da wieder nicht zu hören: im Wesentlichen hält er sich für das Opfer und von der bösen Presse verfolgt. Interessanterweise behauptet er aber auch, Diekmanns AB nur vollgewulfft zu haben, um eine Verschiebung der Veröffentlichung zu erreichen, bis er selbst wieder im Land ist. Es sei nicht darum gegangen, die Veröffentlichung zu verhindern. Das sieht die BILD anders.

Auch interessant: Netzpolitik.org wurde vorab ein mp3 des Interviews zugespielt, so dass man dort schon vor der Ausstrahlung ein Transkript lesen konnte. Martin Haase hat das Interview sprachlich analysiert, dazu passt auch sein Vortrag auf dem 28C3 zum Politiker-Nebelsprech. Und die Süddeutsche hat das Presse-Echo zum Interview gesichtet.

Update: Die BILD bittet Wulff nun um Erlaubnis, im Sinne der angekündigten Transparenz den Wortlaut der AB-Nachricht zu veröffentlichen. Hier der Brief.

Update: Zumindest hat Wulff sein Verständnis von Transparenz schnell klargestellt und die Veröffentlichung bereits abgelehnt. Auch sein Brief bei Bild.

Das ist doch mal eine schöne Idee: Wulff den Schuh zeigen. Demonstration am Samstag vor dem Schloss Bellevue, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die angegebene Uhrzeit von 6-8 Uhr ernst gemeint ist. Und wer es wie ich nicht nach Berlin schafft, kann ja einen alten Schuh ans Präsidialamt schicken.

Update: Korrekt ist wohl 14-16 Uhr. Keine Ahnung, warum man als Nicht-Mitglied bei Facebook eine andere Zeit sieht. Vielleicht eine falsche Zeitzone trotz richtiger Sprache?

Hier kocht der Chef noch selber: Wulff wollte BILD-Chefredakteur Kai Diekmann telefonisch überzeugen, die Kredit-Story nicht zu veröffentlichen. Er hatte aber nur den Anrufbeantworter dran, und da fielen dann Begriffe wie „Krieg“, „Rubikon überschritten“ und „endgültiger Bruch“. Auch mit Strafanzeige gegen Journalisten soll der Bundespräsident gedroht haben. Vermutlich wegen Majestätsbeleidigung, denn inhaltlich hat sich ja wohl bisher alles wie berichtet bestätigt.

Gestern hat Wulff endlich seinem „Bedürfnis“ nachgegeben, sich persönlich zur Kreditaffäre zu äußern. Wie und warum er diesen Drang so lange unterdrücken konnte, sagt er nicht. Und auch sonst nicht viel Neues:

Aber was hat der Bundespräsident zur Sache gesagt? Hat er gesagt, es sei falsch gewesen, private Kredite anzunehmen? Es sei falsch gewesen, sich in luxuriöse Urlaubsdomizile einladen zu lassen? Nein. Das zeigt, dass Wulff nur die Hälfte verstanden hat. Er wird vielleicht in Zukunft vorsichtiger sein. Wirklich klüger ist er nicht.

Dabei gäbe es in der Sache durchaus Neues zu berichten. Zum Beispiel, warum er ebenfalls gestern seinen langjährigen Sprecher und Berater entlassen hat, oder über die Ablösung des umstrittenen Kredits zu Sonderkonditionen durch die BW-Bank.