Deutschland fordert den Residenten der US-Geheimdienste auf, das Land zu verlassen. Das wäre in jedem anderen Land der Welt eine lääängst überfällige diplomatische Standardprozedur. Nur sind wir nicht jedes andere Land, wie der Regierungssprecher gestern noch überzeugend klar gestellt hat:

Seibert machte deutlich, dass die USA vermutlich alle von ihnen gewünschten Informationen auf direktem Wege von der Bundesregierung bekommen könnten.

Da ist natürlich jede Form der Reaktion eine kleine Sensation.

Falls Ihr auch schon total gespannt seid, welche Überraschungen uns diesmal zur WM erwarten: Noch vor der Sommerpause will der Ministerrat zum Beispiel das Fracking im Eilverfahren durchdrücken. Unauffällige Abstimmung vermutlich während des Finales:

[…] die Bundesregierung scheint die Situation in der Ukraine und Befürchtungen um eine einseitige Abhängigkeit vom Erdgaslieferanten Russland nutzen zu wollen, um die Fracking-Diskussion durch vollendete Tatsachen zu beenden.

Wenn der Hosenanzug in die Staaten fliegt und wir vorher noch sowas angesagt bekommen, fehlen mir echt die Worte um das Ausmaß der Verachtung auszudrücken, das ich für dieses Pack empfinde:

Edward Snowden wird nicht nach Deutschland kommen, um vor dem NSA-Untersuchungsausschuss gehört zu werden. Die Bundesregierung lehnt eine Vernehmung des Ex-Geheimdienstmitarbeiters auf deutschem Boden ab – und begründet ihren Schritt damit, das „Staatswohl“ nicht gefährden zu wollen.

Heiko Maas bereitet doch schon mal einen Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung vor. Vor zwei Wochen hat er noch den Bürgerechtler gegeben – aber da war ja auch Winterpause und Mutti durch ihren Beckenringbruch eingeschränkt:

Ich lege keinen Gesetzesentwurf vor, bevor der Europäische Gerichtshof endgültig geurteilt hat, ob die Richtlinie die Rechte der EU-Bürger verletzt oder nicht.

Update: Da haben sich der Thomas und der Heiko doch noch mal zusammengesetzt und die Intimsphärenspeicherung bis zur Entscheidung des EuGH auf Eis gelegt. Aber bestimmt keinen Tag länger, befürchte ich. (Danke, Max)

Das Problem mit der Intimsphärenspeicherung ist zum Glück nur kommunikativer Natur, weiß Thomas de Maiziere.

Die Vorratsdatenspeicherung hat sich zu einer Art Symbolthema entwickelt. Wenn man das Thema aber auf den sachlichen Kern zurückführt, hat es mit einer erheblichen Einschränkung von Freiheitsrechten, wie immer wieder behauptet wird, nicht viel zu tun.