Da die französische Sprache auch grammatische Geschlechter kennt, haben die Franzosen auch das gleiche „Problem“ wie wir. Was uns die Binnen-Is, Unterstriche und Sternchen, sind dem Franzosen deswegen seine Pünktchen. Alles ist dann aber doch nicht vergleichbar:

Heute wurde aus Paris mitgeteilt, dass der Premierminister Edouard Philippe die Mitglieder seiner Regierung angewiesen habe, die „inklusive Schreibweise“ in öffentlichen Texten nicht zu verwenden, insbesondere nicht in Texten, die im Amtsblatt erscheinen. Der Plural soll männlich bleiben, heißt es im Bericht von Le Monde. Philippe betont, dass die Schriften, gerade wenn sie Juristischem handeln, klar sein müssen und den Regeln der Grammatik folgen.

D’accord! Wie ist das denn in Frankreich? Bei uns wäre der Mann ja ein klarer Kandidat für den „Balls of Steel Award“.

Schimpansen können ihre Kommunikation an bereits vorhandenes Wissen ihres Gegenübers anpassen. So warnten die Tiere in einem Versuch ihre Artgenossen nicht vor einer Schlange, wenn sie vorher selbst von ihnen gewarnt wurden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schimpansen einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Evolution von Sprache gemacht haben, von dem man bisher dachte, dass er nur der menschlichen Kommunikation vorbehalten war: nämlich gezielt die Kommunikation an Wissenslücken eines anderen Artgenossen anzupassen.“

Ihr wisst sicher um das Problem des bemitleidenswerten Björn Höcke, ganz zufällig immer wieder Begriffe und Formulierungen zu wählen, die frappierend an NS-Rhetorik erinnern, was ihm aber nie bewusst ist und natürlich ein völlig falsches Bild von dem Mann zeichnet.

Andreas Kemper vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung springt ihm da netterweise zur Seite und erklärt ein gutes Dutzend Begriffe, die der Geschichtslehrer zukünftig besser meiden sollte: Eine Untersuchung der NS-Rhetorik des Björn Höcke.

Passend dazu hat bento ein Interview mit Robert Feustel, der gerade ein „Wörterbuch des besorgten Bürgers“ veröffentlicht hat.

Wir haben uns bei Reden von harten Nazis, Pegida und AfD bedient, aber auch bei Horst Seehofer oder Wolfgang Schäuble.

Klingt nach interessanter Lektüre.

Feministen, rettet das generische Maskulinum!

Seit über 30 Jahren operieren Genderlinguisten am lebenden Organismus der Sprache herum, um ein Strukturmerkmal aus ihr zu entfernen, das ihnen als Tumor gilt: das generische Maskulinum. Diese Versuche haben allerdings den Sexismus erst recht in die Sprache gebracht. Daher sollten Feministen einsehen, dass sie falsch lagen, und mithelfen, das Maskulinum als Standardgenus zu retten.

[Evidenz-basierte Ansichten]

Warum die Bezeichnung „Daesh“ den IS ärgert. Obwohl Daesh eigentlich nur das arabische Akronym für „Islamischer Staat im Irak und der Levante“ ist.

Außerdem klingt Daesh ähnlich wie Daw’aish und bedeutet auf Deutsch: bigott oder dass man anderen seine Meinung aufzwingt, erklärt Tina Kießling von den Wissensnachrichten. Die Abkürzung klingt aber auch nach dahes, was so viel wie „Der, der Zwietracht sät“ bedeutet. Die Syrer, so Bente Scheller weiter, würden Daesh für andere Bedeutungen zweckentfremden.

Es gibt wohl nur wenige Fragen zur deutschen Sprache, die bei Belles Lettres – Deutsch für Dichter und Denker nicht beantwortet werden – und ich habe keine Ahnung, wie mir die Seite trotzdem fünf Jahre lang entgehen konnte. Denn einige davon habe ich dem Internet ganz sicher auch schon gestellt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich solche Fragen meist im Büro habe, auf der Suche nach einer schnellen Antwort und ohne Zeit für lange Erklärungen der Hintergründe. Und das ist schade, denn gerade die umfangreichen Erläuterungen und Beispiele in den Texten und Video-Podcasts machen das Angebot so wertvoll. Mitunter weiß man am Ende zwar immer noch nicht, was richtig ist – kann dafür aber erklären, warum man es so schreibt, wie man es schreibt. Oder spricht.

Gestoßen bin ich auf die Seite über einen Artikel zu Genus und Gendersprech, den ich bestimmt noch dem einen oder der anderen zur Lektüre empfehlen muss.

Als Geschichtsbild der Gender Studies ergibt sich dies: Obwohl die Frau seit so langer Zeit sprechen kann wie der Mann und seit jeher die Hälfte jeder Popu­lation ausmacht, hat sie jahr­tausende­lang nichts gesagt und ist erst durch die moderne Frauen­bewegung zu Bewusst­sein und Sprache gekommen wie auf dem Planeten der Affen. Wenn sie doch gesprochen hat, durfte sie die Sprache höchstens mit­benutzen und musste so sprechen, wie es ihr der Mann vorgab. An der Entstehung und Entwicklung des Deutschen hatte sie keinen Anteil.

Hahaha, herrlich bigsmile

Die Ideologie ist in ihrer Methode von Anfang bis Ende in einem Maße antiwissenschaftlich und falsch, wie man es heutzutage nicht tolerieren darf.

Die letzten hier ruhigen Tage habe ich damit verbracht ein paar Dinge im Job zu organisieren und – etwas verspätet – das Jahr vorzubereiten. Dazu habe ich mal wieder meinen etwa 20 Jahre alten Ringbuch-Kalender rausgekramt und im Netz nach cleveren Hacks gesucht.

Gefunden habe ich mehr Pink als ich für gewöhnlich im Laufe eines ganzes Jahres zu sehen bekomme. Denn wie sich herausstellt sind die momentan besonders bei jungen Mädchen auch sehr beliebt, die ihren Filofax nun mal gerne dekorieren. Anne hat sich auf Neontrauma – schöner Name in dem Zusammenhang – Gedanken zum Filofax-Hype gemacht.

Nicht zuletzt hat womöglich auch die NSA-Affäre für den Umgang mit digitalen Daten sensibilisiert.

Das wäre schön. Und gelernt habe ich dabei gleich noch, dass Filofax (Ringbuch-Kalender), Tempo (Papiertaschentuch), Tesa (Klebestreifen) und Edding (dicker Filzstift) allesamt Deonyme sind.

Wikipedia erklärt:

Yoshida (jap. 吉田郡; -gun) ist ein Landkreis in der Präfektur Fukui in Japan.

Und viel mehr fällt dazu weder dem Artikel noch mir ein. Bemerkenswert finde ich aber, in der Wikipedia überhaupt einen Artikel über einen japanischen Landkreis zu finden.

Übrigens: Japanisch lernt sich in Japan nicht so gut. Die Japaner empfinden es nämlich als unhöflich, ihr Gegenüber auf Fehler aufmerksam zu machen. Und mit einem einfachen Hinweis darauf, dass man das ausdrücklich wünscht und sogar dankbar dafür wäre, ist dem wohl nicht beizukommen. Hat mir zumindest mal eine nette Zug-Bekanntschaft erklärt.

Wer mit so schönen Wörtern wie Halodri, Döspaddel oder Fissematenten noch was anfangen kann, dem seien die Ommawörter ans Herz gelegt – eine liebevolle Sammlung nicht mehr so geläufiger Begriffe. Erinnert mich an das Lexikon der bedrohten Wörter, wo zum Beispiel der Bandsalat und die Wählscheibe ihre letzte Ruhe gefunden haben. (Danke, Unbekante/r. Leider ohne Quelle gespeichert.)

Da ich diese Seite nun schon zum wiederholten Mal suchen musste und es einfach nicht in die Birne bekomme, muss das jetzt leider sein:

recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben, recht haben

Kann doch nicht so schwer sein!

Anjana Iyer illustriert Wörter verschiedener Sprachen, die nicht ins Englische zu übersetzen sind. So gibt es im Tschechischen mit „Prozvonit“ ein Wort für das Anrufen und direkte Auflegen eines anderen, in der Hoffnung, dass dieser auf seine Kosten zurückruft. Und „Tingo“ beschreibt auf den Osterinseln das schrittweise Stehlen sämtlicher Habschaften seines Nachbarn durch Ausleihen ohne Rückgabe.

Auch deutsche Wörter sind dabei: Fernweh, Backpfeifengesicht, Schilderwald, Schadenfreude und – Waldeinsamkeit!? Sachen gibt’s.

Boah, ich bekomme ja schon bei „normal“ gegenderten – oder entgenderten? – Texten einen zuviel. Aber das, was Fefe da ausgegraben hat, das setzt ganz neue Maßstäbe. Inhaltlich wie stilistisch:

Was wir* und dixs Studierxs kritisieren, ist zum Beispiel die Re_produktion von problematischen Wörtern wie zwei Be_griffe die mit „W“ und „S“ beginnen, wir* aber nicht re_produzieren wollen, da diese kolonialrassistisch und somit diskriminierend für Schwarze und People of Color und gleichzeitig privilegierend für weiße Menschen sind.

Und ja, die Sternchen, x-e und Unterstriche gehören zum Gesamtkunstwerk!

Ein Endlager für unseren ganzen radioaktiven Müll zu finden, ist eine Sache, es entsprechend nachhaltig zu kennzeichnen, eine andere. Deswegen hat die US-Regierung in den 80ern einen geheimen Zirkel damit beauftragt, ein Warnsystem für 10.000 Jahre zu entwickeln – für eine Zukunft, in der die meisten heute gesprochenen Sprachen unbekannt sein werden und von der wir heute etwa so weit entfernt sind, wie von der Jungsteinzeit. Die Ergebnisse von damals und von deren geistigen Erben, den „Atomsemiotikern“, sind mitunter recht skurril:

Das französisch-italienische Forscherduo Françoise Bastide und Paolo Fabbri ging noch einen Schritt weiter: Sie schlugen vor, eine spezielle „Strahlenkatze“ zu züchten, die in der Nähe von radioaktivem Abfall ihre Fellfarbe ändern würde – und so als eine Art lebender Detektor dienen sollte.

Ich dulde keine abfälligen Bemerkungen mehr über die „heutige Jugend“. Denn wer unter solchen Umständen aufwachsen muss, hat unser Mitleid und unsere Hilfe verdient.

Auch wenn die Bravo vermutlich nie den Anspruch auf Qualitätsjournalismus erhoben hat, und auch wenn die Zeit da mal wieder einiges verklärt – meines Wissens wurde dort früher zumindest Deutsch geschrieben. Heute:

Allein im letzten Jahr hat er [Justin Bieber] fast 45 Millionen Euro verdient! WTF??! ‚Ne Menge Kohle! Tja, und dass er eine Rich-Bitch ist, lässt der Mädchenschwarm auch raushängen. Mindestens sieben Karren stehen bei ihm in der Garage – alle nach seinen persönlichen Wünschen gepimpt. […] Boah, geht’s noch prolliger? Jup, bei Biebs schon!

Und ich will auch nicht glauben, dass die Redaktion früher jemandem für das Tragen eines Shirts mit der Aufschrift „Suicidal Tendencies“ gleich Selbstmordabsichten unterstellt hätte. facepalm