Also wenn wir sowas wie eine Staatsreligion hätten, dann würden kirchliche Großveranstaltungen sicherlich großzügig vom gemeinen Steuerzahler finanziert, während man zeitgleich stattfindenden humanistischen Veranstaltungen vermutlich nur eine „geringe Relevanz“ bescheinigen würde.

Wahrscheinlich würde die mit 3 Millionen Steuereuro finanzierte Kirchen-PR auch auf allen Kanälen verbreitet, wohingegen man Berichte über Aktionen, die mit einem 11. Gebot „Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen“ auf diese diskussionswürdige Finanzierung hinweisen, vermutlich lange suchen müsste.

Und in einem ganz ausgeprägten Gottesstaat wäre es sogar vorstellbar, dass es so etwas wie einen eigenen Miltärbischof gäbe, der dann auf dem Katholikentag einen von der Bundeswehr geschützten Gottesdienst abhalten dürfte. Furchtbare Vorstellung – aber zum Glück leben wir ja in einem säkularen Land. (via Atheist Media Blog)

… denn sie wissen genau, was sie tun. Zu den Aufgaben und Zielen des evangelischen Religionsunterrichts im Saarland gemäß Grundschul-Lehrplan (PDF):

Dabei ist der Aufbau einer persönlichen Beziehung zum Lehrer grundlegend, auch für die religiöse Entwicklung. Der Lehrer schafft die Atmosphäre der Sicherheit und bildet so die Grundlage heraus, das Kind zu ermutigen, über Gott nachzudenken und (religiöse) Gemeinschaft zu erleben. Er versucht, vorsichtig Brükken [sic!] zu schlagen zu einer Religiosität, die kritisches Denken späterer Jahre überdauern kann und ein positives Verhältnis zum christlichen Glauben ermöglicht.

Es kommt zwar selten vor, aber dem, was die FAZ da von einem Gastbeitrag Christian Lindners vorab veröffentlicht, kann ich nur zustimmen:

Der FDP-Generalsekretär Christian Lindner beklagt, dass in der Integrationsdebatte „religiöse Werte bedeutsamer scheinen als republikanische.“ In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Montagsausgabe) schreibt Lindner: „Das Christentum ist nicht die deutsche Staatsreligion, sondern ein persönliches Bekenntnis der Bürger.“ Tatsächlich reichten die Wurzeln unserer Verfassungsidee bis zurück nach Athen und Rom, ihre Prinzipien seien seit der Französischen Revolution erkämpft worden – „oft genug gegen den Widerstand der Kirchen.“

Der FDP-Generalsekretär fügt hinzu: „Die alten Prägekräfte von Religion und Nation lassen nach, neue kulturelle und kosmopolitische Einflüsse nehmen zu.“ Diese Vielfalt sei „ein Freiheitsgewinn, wenn wir die Frage nach der verbindenden Identität republikanisch beantworten: Menschen unabhängig von Herkunft, Glaube oder Geschlecht können als Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten am politischen Gemeinwesen teilhaben.“

Auch die Zahlungen des Staates an die christlichen Kirchen spricht er an. Ich wäre aber überrascht, wenn das auch zu konkreten politischen Forderungen führte.