Vorratsdatenspeicherung, NSA-BND-Skandal, No-Spy-Lüge, heute: Ausländer misshandelnde Bundespolizisten usw. usf. – boah, das ist mir gerade echt alles zuviel. Da lese ich mir lieber mal wieder ein gutes Buch.

Und auch wenn ich gerade erst die Hälte gelesen habe, muss ich für Marc Elsbergs Blackout. Morgen ist es zu spät. doch schon eine Leseempfehlung aussprechen. Ein extrem spannender Techno-Thriller, der mit dem Szenario eines Stromausfalls spielt. Europaweit und nicht nur ein paar Stunden.

Das Buch begeistert mich auf zwei Ebenen. Da ist einerseits die spannende Jagd nach den Verantwortlichen – Russen, Chinesen, Terroristen? -, bei der wir einen italienischen Hacker begleiten und von der ich nicht erwarte, dass sie mich noch enttäuscht. Und andererseits die wohl recht realistische und höchst beklemmende Beschreibung der Folgen eines solchen Stromausfalls. Technisch wie gesellschaftlich. Allein deswegen kann ich das Buch jetzt schon empfehlen – für Freunde von Eschbach und Schätzing auf jeden Fall.

In der Bahnhofsbuchhandlung bin ich neulich auf ein Buch von Georg Schramm gestoßen, und ich war zunächst skeptisch, ob Schramm auch gedruckt „funktioniert“. Die Sorge war natürlich unbegründet und so erfeute mich der Band neben vielen bekannten Texten seiner beliebten Figuren auch mit neuen Erkenntnissen – zum Beispiel von Oberstleutnant Sanftleben:

Die Reproduktionsquote Deutschlands ist auf einem Allzeittief von 1,2 angelangt. Das heißt, jede deutsche Familie produziert im Schnitt 0,6 Söhne. Die Null vorm Komma dürfte auch dem Zivilisten deutlich machen, dass das noch nicht einmal reicht, um in Friedenszeiten den Bestand zu sichern. Man muss in Deutschland zwei Familien zusammenlegen, um einen Sohn herzustellen. Entsprechend gering ist die Bereitschaft, eine solche Rarität herzugeben. Im Mortalitätsfall endet für zwei Familien der Stammbaum.

Es darf uns auch nicht beruhigen, dass es in unseren europäischen Nachbarländern in punkto Reproduktionsquote genauso miserabel aussieht. Was aber, am Rande bemerkt, der tiefere Grund sein könnte, warum wir in Europa vergleichsweise friedlich miteinander auskommen. Nicht, weil wir uns so mögen, sondern weil uns die Söhne fehlen zum Austragen der Konflikte – eine etwas scherzhafte Anmerkung.

Eine völlig andere Situation finden wir dagegen in Regionen mit einer Reproduktionsquote von 4,5 aufwärts. Hier finden wir eine solide Basis für bewaffnete Auseinandersetzungen. Nach einer bewährten Faustregel könnte man sagen: Ab drei Söhnen gibt’s Krieg.

Diese grobe Schätzung hat sich seit langem bewährt. Nehmen Sie nur die Banlieus französischer Großstädte. Dort liegt die Reproduktionsquote bei 4,8, und schon geht’s munter zur Sache. Es gibt auch alte Bauernweisheiten, die meine These unterstützen. Sie kennen vielleicht den Spruch: „Der erste Sohn kriegt den Hof, den zweiten Sohn kriegt die Kirche, den dritten kriegt der Krieg.“

Heutzutage reicht’s noch nicht mal für den zweiten Sohn, also selbst die Kirche geht leer aus. Was man auch an der Überalterung des klerikalen Führungspersonals beobachten kann.