Was die neuen ICE-Namen zu bedeuten haben.

Im Zug Karl Marx wird man statt der gewohnten ersten und zweiten die Proletarier- und die Kapitalistenklasse finden. Da der Lokführer zu ersterer gehört, kann es vorkommen, dass er sich auf halber Strecke der Entfremdung seiner Arbeit bewusst wird und diese hinwirft oder gar zur Oktoberrevolution in die Waggons der Bourgeoisie stürmt. Auf jeden Fall wird Karl Marx bei jedem Arbeitskampf als erstes bestreikt.

Danke Andreas, YMMD! bigsmile

Umweltaktivisten haben am Wochenende den Zug der deutschen Delegation zum Weltklimagipfel mitsamt Ministerin gestoppt.

Der Vorfall ist für die Bahn mehr als unangenehm. Sie wird sich fragen lassen müssen, wie es möglich ist, dass sich in Zeiten anhaltender Terrorgefahren auf einem der zentralen Bahnhöfe Deutschlands Aktivisten ungehindert auf einen Sonderzug abseilen können.

Die Neigung der Bahnsteige von S21 überschreitet mit 1,5 Prozent den Grenzwert um das Sechsfache. Ein Gutachten kommt nun unter der vernünftigen Annahme, dass Menschen auch mal Fehler machen, zu dem naheliegenden Schluss, dass da regelmäßig mit üblen Unfällen zu rechnen ist. Zum Vergleich:

Wegrollende Züge sind laut Gutachten aus Köln bekannt, wo die Gleise eine Neigung von „nur“ 0,68 Prozent haben. Zwischen 2009 und 2012 seien 13 Züge weggerollt, sechs Passagiere wurden dabei verletzt.

Ich denke, ich werde Mainz bei der Zugplanung demnächst nicht mehr berücksichtigen. Dort und in Koblenz wurden die Bahnhöfe gesperrt, weil Sprengstoffspürhunde Fehlalarm geschlagen hatten. Zum Glück – ein Opfer gab es dennoch:

Im Mainzer Hauptbahnhof untersuchten Sprengstoffexperten einen Koffer, in dem sich ein Laptop, ein Rasierapparat sowie Waschutensilien befanden. Laut Polizei enthielt er aber „keine Spreng- oder Brandvorrichtung“. Vorsorglich wurde der Inhalt aber dennoch zerstört.

Und ich wäre nur mäßig überrascht, wenn es dafür keinen Schadensersatz gibt.

Pofalla musste sich ja in den letzten Tagen viel anhören, weil es einige überkritische Zeitgenossen bedenklich finden, wenn der ehemalige Chef des Kanzleramts ohne Umwege zum Cheflobbyisten der Deutschen Bahn werden will. Aber denen nimmt er jetzt routiniert den Wind aus den Segeln: Bei einer Berufung in den Bahnvorstand würde Pofalla auf sein Bundestagsmandat verzichten. Na also, Debatte beendet – außer vielleicht mit den Parteifreunden im Wahlkreis, die ihn da hingebracht haben.

Und den Hinweis, dass er beim Wechsel von Schröder zu Gasprom selbst eine Karenzzeit gefordert hat, finde ich nun wirklich kleinlich. Der Mann hat offenbar schon vor mehr als zwei Jahren innerlich gekündigt und sich seitdem nachweislich nicht nennenswert politisch betätigt.

Und als Bahnvorstand hat er sicher auch mehr Zeit für die Familie. Die sollen da ja ganz tolle Teilzeitmodelle haben.

Die S21-Stresstest-Software funktionierte wohl nicht ganz korrekt:

Der Fehler bezieht sich auf den Zeitpunkt der Signalstellung bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof und wirkt sich insbesondere bei verspäteten Zügen aus. Die Folgewirkung ist eine Kapazitätssteigerung des Tiefbahnhofs in der Simulation.

Aber das können wir bestimmt vernachlässigen, weil die Bahn bekanntlich gar keine verspäteten Züge hat. ;-)  (via)

Als Terrorist hat man es nicht leicht: Da will man mit einer spektakulären Aktion auf die Ungerechtigkeit der Welt aufmerksam machen und mit Brandanschlägen auf Kabelschächte der Bahn am Montagmorgen für eine „Entschleunigung der Hauptstadt“ sorgen, da versaut einem doch der Staatstrojaner das ganze mediale Echo. Mist! Doch Glück im Unglück – wenn es gerade gut passt, kann man auch aus Nichts lange etwas machen:

Die Polizei geht davon aus, dass alle Brandsätze gleichzeitig von mutmaßlich linksextremistischen Tätern deponiert wurden und seitdem nach und nach entdeckt werden. Insgesamt handelt es sich bislang um mindestens 14 Brandsätze in der Hauptstadt und dem Umland. Die Polizei schloss nicht aus, dass es noch weitere, nicht entdeckte Sprengsätze gibt. Bislang konnten keine Täter gefasst werden. Verletzt wurde niemand.

Und da ist die Fortsetzung in den nächsten Tage ja schon angekündigt. Gäbe es keine Terroristen, man müsste sie als Politiker glatt erfinden.

Update: Tag 4.