Ich war ja etwas enttäuscht, über den geringen Betrag, mit dem sich die Atomkonzerne von der Entsorgung ihres Mülls und ihrer Kraftwerke freikaufen dürfen. Nun stellt sich raus, das Lösegeld für den Atomfonds lässt sich nicht mal mehr mit einer Transaktion überweisen. Dann wird es wohl doch reichen. Mein Fehler.
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Die deutschen Atomkonzerne sollen sich für 23 Mrd. Euro aus der Verantwortung für die Endlagerung freikaufen dürfen. Den Rest zahlen wir dann. Und auf was dürfen wir uns da einstellen?
Bis 2099 wächst diese Summe laut „Stresstest“ des Bundeswirtschaftsministeriums durch Inflation und nuklearspezifische Kostensteigerungen auf 182 Milliarden Euro an. Davon entfällt voraussichtlich ein Drittel auf Abriss und Verpackung sowie zwei Drittel auf Atommüll-Lagerung und -Transporte.
Macht für die Lagerung dann schon mal eine Lücke von etwa 100 Mrd. Euro. Aber egal, passt schon. Hauptsache, die Börse feiert.
BP muss für die Deepwater-Horizon-Katastrophe eine Rekordstrafe von 18,7 Mrd. Dollar zahlen. Dabei hatte im Januar noch ein Gericht entschieden, dass BP maximal 13,7 Mrd. zahlen muss, und selbst die US-Regierung hatte nur 17,6 Mrd. veranschlagt. Macht in Summe:
Mehr als 43 Milliarden Dollar hatten die Briten insgesamt für die Folgen und die Beseitigung der Ölkatastrophe veranschlagt, ein Großteil davon floss in einen Entschädigungsfonds. Mit der nun erfolgten außergerichtlichen Einigung wächst die veranschlagte Summe um schätzungsweise rund zehn Milliarden Dollar an.
Marktkonforme Demokratie im Alltag: Im Bund und in Hessen wurden die Warnungen der Atomaufsicht übergangen, um der Atomindustrie Millionenklagen wegen einer ungenügenden Begründung des Ausstiegs zu ermöglichen. Außerdem: weitere Mauscheleien, vernichtete Dokumente, ein Atomlobbyist als Chefaufseher für Reaktorsicherheit und ein Ministerpräsident als Chefsekretär von RWE. Brechreizerregend.
Schlimmer Vorwurf: Die Stromkonzerne sollen ihre in den letzten vier Jahren um ein Viertel gesunkenen Einkaufspreise nicht an ihre Kunden weitergegeben haben. Ich kann mir das ja nicht vorstellen. Dann könnten ja auch Banken hergehen, und trotz nahezu kostenlosem EZB-Geld noch immer die Dispozinsen von vor zehn Jahren von ihren Kunden verlangen. Wo kämen wir denn da hin!
Gewinne privatisieren, Verluste vergemeinschaften – was für Banken gut ist, kann für die Atommafia nicht schlecht sein. Und so wollen E.On, RWE und EnBW ihre Atomkraftwerke jetzt gerne einer Stiftung zuführen, um sich um die Rückbaukosten zu drücken. Dass wir den Mist letztlich auf die eine oder andere Weise ohnehin zahlen, dürfte klar sein – aber das ist schon dreist. Auch Thema im Neusprechblog.
So geht Service: Britischer Energieversorger gibt seinen Kunden nach 18%-Preiserhöhung ganz konkrete Tipps zum Energiesparen. Einfach öfter mal gemeinsam duschen, auf den Fünf-Uhr-Tee verzichten, früh ins Bett gehen und Monopoly statt Playstation spielen.
Die schlechte Nachricht: Union und SPD begraben die Energiewende.
Die gute Nachricht: An neue Formen der Entscheidungsfindung müssen wir uns auch mit der Großen Koalition nicht gewöhnen:
Der entscheidende Satz soll auf Drängen der Chefs von RWE und E.on, Peter Terium und Johannes Teyssen, in den Vertragsentwurf gekommen sein.
Der „Atomausstieg“ von Schwarz-Geld entpuppt sich nicht nur als meilenweit vom schnellstmöglichen Abschalten der Meiler entfernt – er bleibt sogar hinter den Forderungen der Energiewirtschaft zurück. Die hatte sich für 2020 eingesetzt.