Puh, da sind wir ja noch mal mit dem Schrecken davon gekommen. Was zunächst aussah wie eine völlig unverhältnismäßige Hausdurchsuchung mit Abschaltung der Server der Piratenpartei („Servergate“), entpuppt sich nun doch noch als Rettung aus größter Gefahr. Man stelle sich vor: Hacker planten Angriff auf AKW-Betreiber.

Man muss das betonen, weil auch das Foto bei Spiegel Online etwas anderes suggeriert: Es geht um den Angriff auf einen AKW-Betreiber, genau genommen auf dessen Webseite. Nicht um einen Angriff auf Atomkraftwerke! Atomkraftwerke sind nicht mit dem Internet verbunden. Aber vermutlich kann man bei dem Thema momentan am einfachsten Zustimmung für ein solches Vorgehen in der Bevölkerung erwarten. Dann darf man natürlich auch nicht erwähnen, dass der Angriff bereits im April stattgefunden hat.

Um die Ermittlungen französischer Behörden wegen eines bereits erfolgten Angriffs auf eine Internetseite mit der Beschlagnahmung der Server einer deutschen Partei als verhältnismäßig in Einklang zu bringen, die nach dem Grundgesetz einen besonderen Schutz genießt, zwei Tage vor einer Wahl steht und selbst nicht einmal Ziel der Ermittlungen ist – dafür muss man wohl lange Jura studiert haben. Dass man das deswegen trotzdem nicht unbedingt verstehen muss, zeigen die bloggenden Anwälte Udo Vetter und Thomas Stadler.

Und um diesen Skandal mit keinem Wort in der Tagesschau zu erwähnen, muss man wohl ganz viel journalistische Erfahrung gesammelt und ein feines Gespür für die Unterscheidung von wichtigen und unwichtigen Themen entwickelt haben. Man stelle sich mal vor, die Server einer der fünf etablierten Parteien wären beschlagnahmt worden.

Update: Schützenhilfe der australischen Piraten in Form eines offenen Briefes an den deutschen Botschafter.