Juhu! Kassels OB will die Videoüberwachung in der Innenstadt trotz historisch niedriger Kriminalitätsrate ausweiten. Im Frühjahr haben sich hier meine Mitbürger nämlich einen SPD-Mann zum Meister gewählt. Und der sorgt jetzt für ein „noch besseres Sicherheitsgefühl“. Ich freu‘ mich so!
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Seit heute (bestimmt nicht nur) um den Kasseler Weihnachtsmarkt:
Wie konnte ich mich bisher nur angstfrei in Kassel bewegen? Offenbar hat das Verbrechen die Stadt ja fest im Griff.
(Okay, zugegebenermaßen habe ich eine Meldung gelöscht. Aber neulich hatte ich tatsächlich schon mal genau so eine Seite im Reader.)
Kassel ist ein großes Freilichtmuseum, weil nach einer documenta immer mal wieder ein Außenkunstwerk angekauft wird und in der Stadt verbleibt. 16 davon kann man hier in drei Parcours zwischen 0,6 und 5,8 km erkunden.
Als Kasseler ist man da einiges gewohnt, 83 Bombenentschärfungen in vier Wochen finde ich trotzdem bemerkenswert. Irgendwann müssen die ganzen WK2-Blindgänger doch mal alle ausgebuddelt sein.
Wie bitte!? Kassel gilt als besonders repräsentativ für den deutschen Bevölkerungsdurchschnitt. Weswegen wir jetzt zu Testkaninchen für „Kontaktloses Bezahlen und andere neue Funktionen von ec-Karten“ werden.
Ich hatte von unserer Durchschnittlichkeit immer ein anderes Bild. Kassel hatte meines Wissens sogar deutschlandweit mal mit den höchsten Altersschnitt.
Der Mord in Kassel 2006 – „betreutes Morden“? Zum zehnjährigen Gedenken an Halit Yozgat
Der Mord in Kassel weist zwei Besonderheiten auf: Zur Tatzeit war der hessische Verfassungsschutzmitarbeiter Andreas Temme am Tatort in einem Internet-Café – angeblich ganz privat. Ein Verfassungsschutzmitarbeiter, der den Spitznamen ›Klein-Adolf‹ trug, einen ortsbekannten Neonazi als V-Mann ›führte‹, mit dem er am Mordtag in telefonischem Kontakt stand. Und es gibt eine weitere Besonderheit: Nach dem Mord an dem Besitzer des Internet-Cafés Halit Yozgat bricht die rassistische Mordserie ab. Aus der Logik der Täter ist dies nicht zu erklären. Es können nur andere Umstände sein, die dafür ausschlaggebend waren: die»Kasseler Problematik«, vor der Temmes Vorgesetzte gewarnt hatte, in der er »ein bisschen drinstreckt«?
[Nachdenkseiten]
In Kassel hat die AfD Probleme, die Unterstützerunterschriften für die Zulassung zur kommenden Kommunalwahl zusammen zu bekommen. Mit 10% der Stimmen rechnen, aber Probleme mit 160 Unterschriften haben – macht ja fast ein bisschen Hoffnung.
Soll noch mal einer sagen, unsere Geliebte Bundesregierung habe sich nicht frühzeitig auf den Flüchtlingsstrom eingestellt. Die ganzen Regionalflughäfen zum Beispiel sind gar nicht unnütz. Die brauchen wir zum Abschieben.
Deutschland im regionalen Flughafen-Wahn.
Deutschlands wuchernder Flughafen-Wildwuchs ist ein eklatantes Beispiel für den hirnlosen Umgang demokratisch gewählter Dorf-, Stadt- und Landesfürsten mit öffentlichen Geldern.
Mit Kassel-Calden habe ich ja eines der Prachtbauten vor der Haustür. Bezeichnenderweise wurden von dort anfangs immer wieder Passagiere mit dem Bus zum nur 70 km entfernen Flughafen Paderborn-Lippstadt gefahren, weil der Flug nicht gelohnt hat. Mittlerweile ist diese Umgehung des Flughafens durch einen Schnellbus zwischen Kassel und dem Flughafen Paderborn professionalisiert – mehrmals täglich ab 5 Euro. Und der Flugplan von Kassel listet momentan drei Flüge pro Woche auf.
Anti-TTIP in Kassel hatte mehr Teilnehmer als ich erwartet hatte, und älter waren sie auch. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich nochmal den Altersdurchschnitt auf einer Demo senken würde.
Der Bergpark Wihelmshöhe mit Herkules ist jetzt UNESCO-Weltkulturerbe. Und viele schöne Bilder gibt’s bei Flickr.
Ein dickes Lob an das fortschrittliche Kasseler Amtsgericht. Hier durfte ich nämlich schon vor Jahren für den Kirchenaustritt zahlen und wurde gleich vor GEZ-Methoden zur Erschleichung von Kirchensteuern gewarnt, weshalb ich die Bescheinigung gut aufheben sollte.
Ärger erspart einem das aber auch nicht unbedingt:
Selbst Geschädigte, die ihre Kirchenaustrittsurkunde aufbewahrt hatten, erhielten in diesen Fällen ihr Geld erst nach Androhung von Zivilklagen zurück.
Haben wir dem Verfassungsschutz vielleicht unrecht getan? Hat er die Schwarze Pest nun doch im Visier? Das hr-Magazin defacto hat zumindest einen Neonazi bei der Kasseler CDU gefunden, der offenbar entsprechende Qualifikationen mitbringt. Verräterisch ist der Modus Operandi:
Daniel B.s Vorgehen gleicht dem eines V-Mannes, der sich unerkannt einschleust. Nur dass Daniel B. den umgekehrten Weg ging: Er infiltrierte eine demokratische Partei.
Kleine Randnotiz: Der Mann war Schriftführer des CDU-Kreisverbandes im Stadtteil des ominösen Nazi-Verfassungsschutz-Anschlags von 2006.
(via)

Blick vom Herkules, Kassel // svenbuechler.de (CC BY-NC-SA 3.0)

Himmelsstürmer, Kassel // svenbuechler.de (CC BY-NC-SA 3.0)