Mittlerweile hat die US-Regierung zugegeben, dass Bin Laden doch nicht bewaffnet war und beschlossen, die Bilder noch nicht zu veröffentlichen. Angeblich sind sie zu grausig, wahrscheinlicher noch nicht gephotoshoppt. Den entsprechenden SpOn-Artikel hat sich Nemetico mal kritisch vorgenommen.

Die Washington Post zeigt, wie sich US-Karikaturisten des Themas angenommen haben – zwischen „Mission Accomplished“ und „Rest In Hell“.

Und ein Kommentar von Elias Davidsson fasst die verschiedenen Probleme mit der angeblichen Hinrichtung Bin Ladens gut zusammen.

Das Haus von Bin Laden soll nicht nur ein ehemaliges Safe House des ISI gewesen sein, es lag laut SpOn auch in einer interessanten Nachbarschaft:

Er wurde getötet in Abbottabad, einer der am stärksten militarisierten Städte des Landes, umgeben von grünen Bergen mit Aussichtsposten der Armee, Abhörantennen, Flugabwehr-Stellungen und, mittendrin, mehreren Kasernen. Die Militärakademie Kalkul ist etwa 500 Meter von dem weiß verputzen Haus mit der etwa vier Meter hohen grauen Mauer entfernt, in dem sich Bin Laden versteckt hatte. Das Quartier des Geheimdienstes ISI ist ganz in der Nähe.

Google Maps | Google Earth (.kmz)

Update: In Bin Ladens Kiez ist noch mehr los: Um sein Haus zu observieren, quartierte sich die CIA in der Nachbarschaft ein – was auch keiner mitbekommen hat. Und nun hat man in der Nähe den mutmaßlichen Bali-Bomber festgenommen. Alles eine große Terror-Geheimdienst-Daily-Soap?

Die USA wollen Osama Bin Laden in Pakistan erschossen haben. Und weil ihnen die muslimischen Traditionen bekanntermaßen sehr am Herzen liegen – einfühlsam unter Beweis gestellt beispielsweise in Abu Ghraib und Guantanamo – hat man seinen Leichnam gleich im Meer bestattet.

Dass sich die Geschichte nun nicht mehr überprüfen lässt, hat bei der Entscheidung bestimmt keine Rolle gespielt. Wieso sollte uns die US-Regierung auch anlügen, wenn es um den Tod Bin Ladens geht?

Update: Und was hält unsere Kanzlerin von Bin Ladens Hinrichtung?

Heute Nacht haben die Kräfte des Friedens einen Erfolg errungen.

Ja, so bewirbt man sich heutzutage für den Friedensnobelpreis. Und für Forderungen nach Verschärfungen der Terrorgesetze wird die Nachricht natürlich auch gleich ausgenutzt.

In den kürzlich geleakten Guantanamo-Akten wird nicht nur dokumentiert, dass viele Unschuldige nach Guantanamo verschleppt wurden, sondern auch der Fall eines algerischen al-Qaida-Kämpfers, der mit dem britischen und dem kanadischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben soll: Adil Hadi al Jazairi Bin Hamlili werden Bombenanschläge auf zwei christliche Kirchen und ein Luxushotel in Pakistan 2002 zur Last gelegt.

Das berichtet der Guardian, der auch eine übersichtliche Animation zu den Akten erstellt hat. Mindestens 123 Insassen verdanken ihren Kuba-Aufenthalt übrigens einem einzigen fleißigen Informanten.

(via)

Es stellt sich (mal wieder) heraus: Terror funktioniert sehr gut ohne al-Qaida, aber nur selten ohne mehr oder minder intensive Verwicklung der Geheimdienste.

Derzeit rollt die französische Justiz einen Selbstmordanschlag aus dem Jahr 2002 wieder auf, bei dem in Karachi elf französische Rüstungsingenieure ums Leben kamen und der al-Qaida zugeschrieben wurde. Man geht nun davon aus, dass es sich um eine Vergeltungsaktion pakistanischer Militärs und Geheimdienste wegen nicht geleisteter Schmiergeldzahlungen gehandelt hat.