In den USA hat Snowden genauso viel bewegt, wie bei uns. Seufz.

Meine Ergebnisse stellen die Annahme in Frage, dass Internetnutzer sich nach einem größeren Datenschutzvorfall mehr um den Schutz ihrer Privatsphäre kümmern. Die fortlaufende Berichterstattung über die staatliche Überwachung durch die Medien steht im Kontrast zu dem schnell schwindenden Interesse des Publikums.

Die NSA hat auf Einladung Griechlands während der Olympischen Spiele 2004 in Athen die Kommunikation des ganzen Landes abgeschnorchelt. Terrorabwehr und so.

Was man in Athen aber wohl nicht einkalkuliert hatte: Die Amerikaner kamen nicht nur, installierten Wanzen, Abhörschnittstellen und Spionagesoftware – sie ließen sie auch dort, als sie wieder abzogen.

Hamburg will sich für 2024 bewerben.

Neue Snowden-Dokumente zeigen angeblich, wie die GCHQ auf Basis von Milliarden Metadaten und Cookies die Spuren und Gewohnheiten von Online-Nutzern verfolgt und daraus umfangreiche Profile erstellt.

Das darin umrissene ambitionierte Ziel: die Surfgewohnheiten „aller im Internet sichtbaren Nutzer“ aufzuzeichnen. Das GCHQ hat demnach einschlägige Operationen den Papieren nach vor rund sieben Jahren ohne öffentliche Debatte oder Kontrolle gestartet. Neben einer Datenbank für aufgerufene Webseiten gebe es weitere etwa für die Analyse von Chats, E-Mail, Internet-Telefonaten, SMS, Standortdaten und Interaktionen über soziale Netzwerke. Separate Systeme registrierten „verdächtige“ Suchen via Google im Netz und über den Kartendienst Maps.

Wer nichts zu verbergen hat…

Es genügte manchmal, dass jemand sich in einem Chatroom anmeldete, in dem sich ein Verdächtiger schon mal aufgehalten hatte, um ins Datenschleppnetz zu kommen, heißt es in dem Bericht. Mit Auszügen aus dem E-Mail-Austausch eines Liebespaares, dem Verweis auf unzählige Fotos aus dem Privatleben von Bürgern, darunter Fotos von Babys, die gebadet werden, macht der Bericht anschaulich, wie die NSA im Privatleben von Bürgern spazierengeht.

Futter für den E-Book-Reader: netzpolitik.org verschenkt seinen Sammelband „Überwachtes Netz. Edward Snowden und der größte Überwachungsskandal der Geschichte“:

Wir verschenken jetzt das Buch in digitaler Form, weil wir wollen, dass die wichtigen und spannenden Inhalte viele Menschen erreichen. Mit dem Verschenken wollen wir auch die dringend notwendige Debatte über die Folgen am Leben erhalten. Wir haben viel Arbeit in das Projekt gesteckt. Wenn Euch die Inhalte etwas wert sind, freuen wir uns über eine Spende zur Unterstützung unserer Arbeit.

Es gibt ja Leute, die sich irgendwie sicher damit fühlen, einen „alten Knochen“ als Handy zu nutzen und nur Kurznachrichten statt Mails zu versenden. Dumm gelaufen, die NSA schnorchelt täglich auch 200 Millionen SMS ab:

Mit „Dishfire“ lassen sich laut „Guardian“ aus den SMS Informationen über Reisepläne, Adressbücher und Kontobewegungen filtern. Die Benachrichtigungen über entgangene Anrufe geben Auskunft über den Bekanntenkreis des Handy-Nutzers. Die beim Netz-Wechsel (Roaming) automatisch verschickten SMS zeigen, wo er unterwegs ist.

Neuer Snowden-Leak: Die NSA trackt täglich die Positionsdaten von mehreren 100 Millionen Smartphones. Macht schlanke 27 TB jeden Tag:

Diese Daten können wunderbar zur Industriespionage verwendet werden, oder um Politiker-Netzwerke zu überwachen. Mit wem trifft sich wann und wo Angela Merkel? Und wo reisen die Siemens-Manager mit ihren Smartphones hin, um neue Deals mit wem zu machen?

Im Interview mit dem morgenmagazin hat Greenwald weitere Snowden-Leaks angekündigt, unter anderem zu Aktionen mit deutscher Beteiligung.

Update: Link ergänzt. Ob das vielleicht doch noch ein Wahlkampfthema wird?

Update: Netzpolitik hat sogar ein Transkript. Die Unterlagen zur deutschen Rolle hat wohl die BILD am Montag und haut sie hoffentlich eine, maximal zwei Wochen vor der Wahl raus. Greenwald:

Aber jedenfalls, es hat ja schon wichtige Enthüllungen gegeben und jede wahre Demokratie sollte das berücksichtigen, wenn entschieden werden muss, ob eine Regierung bleiben soll, die zumindest teilweise dabei war und nicht sehr ehrlich die eigene Rolle beschrieben hat.

Der Freitag hat ein lesenswertes Interview mit Ladar Levison in deutscher Übersetzung. Besonders krass finde ich, dass er noch nicht einmal mit seinem Anwalt über alle Hintergründe der Lavabit-Schließung reden darf. Mit seinem Anwalt!

Ich hoffe, unsere Geliebte Bundesregierung lässt sich jetzt mal ganz schnell schriftlich versichern, dass die USA noch immer ein Rechtsstaat sind.