VW will 3000 Büro-Arbeitsplätze abbauen.

Es gehe nicht an die Substanz der Stammbelegschaft – das war bisher das Versprechen des VW-Managements in der Debatte über mögliche Job-Folgen des Abgas-Skandals. Zumindest in der Verwaltung stehen aber nun Tausende Haustarif-Stellen auf der Kippe.

Der US-Chef von Volkswagen, Michael Horn, ist heute schon mal mit gutem Beispiel voran gegangen und zurückgetreten.

Volkswagen, Audi, Skoda – da fehlt doch noch was. Richtig: Auch in 683.626 Seats ist die Abgas-Beschiss-Software eingebaut.

Und deshalb hat Industrieminister José Manuel Soria angekündigt, man werde staatliche Fördergelder von VW zurückfordern, die für schadstoffarme und energieeffiziente Autos gewährt wurden, da die Verbraucher und die Regierung betrogen worden seien.

In Brasilien muss sich Volkswagen derweil wegen Unterstützung der einstigen Militärdiktatur verantworten.

In einer Zivilklage, die diese Woche eingereicht worden ist, wird dem Unternehmen vorgeworfen, in der Zeit der Diktatur (1964 bis 1985) mit den Repressionsbehörden kollaboriert, „schwarze Listen“ missliebiger Arbeiter an sie weitergeleitet und Folter auf dem Werksgelände zugelassen zu haben. Die Vorwürfe werden von der brasilianischen Wahrheitskommission bestätigt, die von 2011 bis 2014 die Verbrechen der Militärdiktatur untersucht hat.

Die Abgastest-Beschiss-Software ist auch in 2,1 Millionen Audis im Einsatz. Und aufgrund verschiedener Strafanzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt gegen Winterkorn.

Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf dem Vorwurf des Betruges durch den Verkauf von Kraftfahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten. Es gehe vor allem um die „Klärung der Verantwortlichkeiten“.

Update: Plus 1,2 Millionen Skodas.

Bosch hat VW schon 2007 vor dem gesetzeswidrigen Einsatz der Manipulationssoftware gewarnt. Womit auch die Frage nach deren Quelle geklärt wäre. Und VW-intern hat spätestens 2011 ein Techniker Alarm geschlagen.

Reiner Zufall:

Daimler hat 11.000 Mercedes-Sprinter in Deutschland für eine Software-Aktualisierung in die Werkstatt gerufen. Bei diesen Fahrzeugen können die Prüfgeräte etwa von TÜV und Dekra für die Hauptuntersuchung nicht mit den Systemen der Fahrzeuge kommunizieren, wie ein Unternehmenssprecher berichtete.

Die VW-Abgas-Beschiss-Nummer nimmt ja beachtliche Dimensionen an. Mittlerweile geht es um weltweit insgesamt 11 Millionen manipulierte Fahrzeuge, und der Aktienkurs befindet sich im freien Fall: der Gegenwert der Commerzbank wurde bereits gestern vernichtet, und heute sah es nicht viel besser aus.

vw-kurssturz

Sieht man nicht alle Tage. Wenn ich zuviel Geld hätte, würde ich mich ja jetzt eindecken.

Dass die Nachricht aus dem Saarland die Bundespräsidenten-Affäre(n) ein wenig aus den Top-News verdrängt, heißt natürlich nicht, dass nicht weiter gebuddelt würde. Aktuell: First-Lady Bettina Wulff lässt sich mitunter kostenlos von Mode-Labels ausstatten. Da sie dies wohl auch in der Steuerklärung angegeben hat, ist es wohl mehr eine Stilfrage als ein richtiger Aufreger (und wir erfahren auch, dass Merkel solche Angebote ablehnt). Problematisch wird es aber, wenn sich der Bundespräsident dann auch als Werbefigur hergibt:

„Dieses Label trug sie bereits bei der Hochzeit von Fürst Albert und Fürstin Charlène in Monaco“, kommentierte Wulff ein Ensemble seiner Frau vor Journalisten.

Und auch aus der Zeit als Ministerpräsident gibt es weiteren Ärger: VW-Aktionäre fordern 1,8 Milliarden Euro von Wulff, weil er beim Übernahmekampf mit Porsche seine Pflichten als Aufsichtsrat verletzt haben soll. Konkret wirft ihm eine Gruppe von rund 70 Banken, Versicherungen und Fonds vor, die Übernahmepläne von Porsche bereits vor der offiziellen Bekanntmachung gekannt, die Aktionäre aber nicht informiert zu haben. Selbst hat er sich wohl auch als „Vorstandsvorsitzender von Niedersachsen“ bezeichnet. Und Fefe weist noch auf einen verschwörungstheoretischen Aspekt an der Sache hin: Das ist ein handfestes ökonomisches Motiv, sich um eine Aufhebung von Wulffs Immunität als Bundespräsident zu bemühen.

Derweil hat die BILD dem Wulff noch ein Transkript der Mailbox-Nachricht als Gedächtnisstütze gesandt:

Heute hat die Chefredaktion dem Bundespräsidenten eine Abschrift des Wortlauts seines Anrufes zur Verfügung gestellt, damit er sich bei Aussagen darüber nicht nur auf seine Erinnerung stützen muss.